Sonntag, 31.05.2015 | 18:29 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Der Schweizer Diogenes-Verlag setzt seine Evelyn-Waugh-Reihe mit einem frühen Werk des exzentrischen englischen Autors (1903-1966) fort: „Lust und Laster“, ein Roman aus dem Jahre 1930.
In teils überdrehter Manier wird die oberflächliche englische Spaßgesellschaft der 20er-Jahre portraitiert. Man betrinkt sich, rennt von Party zu Party, und die schlimmste Katastrophe, die passieren kann, ist, zu einem wichtigen gesellschaftlichen Event nicht eingeladen zu werden. Heiratsversprechen haben nichts Bindendes, wer Geld hat, gibt es mit vollen Händen (meist für Alkohol) aus. Erst ein Unfall bei einem Autorennen und der Ausbruch eines (fiktiven) Krieges ändern die Verhältnisse.
„Lust und Laster“ – so scheint es – hat nicht ganz so viel Bedeutung für unsere Gegenwart wie die zuvor erschienenen Waugh-Romane „Verfall und Untergang“ und „Eine Handvoll Staub“. Die Patina, die der Roman über die Jahre angesetzt hat, wirkt diesmal ein bisschen dicker, ist das Buch doch eher ein spaßiges Vergnügen als ein auf tiefgründigere Erkenntnisse angelegtes Drama. Auf einen in sich geschlossenen Handlungsablauf legt Waugh weniger Wert. Das Geschehen wirkt zufällig und wenig zusammenhängend.
Ein Lesevernügen für alle, die sich für die englische High Society im ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts interessieren, bietet „Lust und Laster“ aber dennoch.
Evelyn Waugh: Lust und Laster.
Diogenes, März 2015.
288 Seiten, Gebundene Ausgabe, 23,90 Euro.
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