Sonntag, 05.02.2006 | 15:28 Uhr
Autor: Barbara Wenz
Auf den ersten fünf Plätzen finden sich die üblichen Verdächtigen wie Rowlings „Harry Potter und der Halbblutprinz“ (1) und Dan Browns „Meteor“ (2). Corrado Augias erzählt in „Die Geheimnisse Roms“ die Geschichte der Ewigen Stadt (3) . Piero Angelas „Ti amerò per sempre*“ (4) nähert sich dem Phänomen der Liebe aus wissenschaftlicher Sicht an, er verarbeitet biochemische, psychologische und soziologische Erkenntnisse zum Thema. An fünfter Stelle „Suite française“, das literarische Vermächtnis der Irène Némirovsky, einer gebürtigen russischen Jüdin, die in Auschwitz starb, in Deutschland bei Knaus erschienen. Was tut sich nun aber in der genuin italienischen Belletristik zur Zeit? Auf den ersten drei Rängen der meistverkauften Bücher italienischer Autoren finden sich persönliche Retrospektiven, ein fiktiver und ein erinnerter Lebenslauf des vergangenen Jahrhunderts und das erotische Tagebuch einer Sechzehnjährigen. Alessandro Bariccos „Questa storia**“ (1), wunderschön aufgemacht mit vier unterschiedlichen Coverversionen, erzählt die Lebensgeschichte von Ultimo Parri, der Anfang des 20. Jahrhunderts in Norditalien aufwächst. Parri ist dabei, als die ersten Automobile die Straßen unsicher machen, fortan lebt er die Leidenschaft für die Geschwindigkeit und die Liebe (nicht nur) zu Motoren und für Autorennen. Baricco hat bereits mit „Seide“ (Bestellmöglichkeit links) und „Novecento“ Bestseller vorgelegt.
Auf dem zweiten Platz der meistverkauften Bücher der Woche steht „La ragazza del secolo***“ die Lebenserinnerungen einer großen alten Dame des italienischen Kommunismus – Rossana Rossanda, Gründerin der Tageszeitung Il Manifesto. Aktuell auf den dritten Platz abgerutscht ist Melissa P.s „Mit geschlossenen Augen“, die mit den sexuellen Bekenntnissen einer Vierzehnjährigen Eco, Camilleri und Coelho von den Spitzenrängen verdrängen konnte. In Deutschland liegt das Erotik-Tagebuch auch als Playboy-Hörbuch vor. Den Link zum Hörbuch erspare ich mir an dieser Stelle. Weitere Infos zur mittlerweile volljährigen Autorin und ihrem Werk hier.
*Ich werde dich für immer lieben
**Diese Geschichte
***Das Jahrhundertmädchen
(Bestsellerliste aus dem „Corriere adriatico“ vom 31.1.06)
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10.05.2006 um 12:42 Uhr
[…] beklagt Franz Haas in seinem Artikel in der NZZ von heute; das Phänomen Melissa P. habe ich hier schon einmal gestreift. Was ist mit der italienischen Literatur los? Und warum scheinen die italienischen Feuilletons von einer verschworene Bruderschaft säftelnder alter Herren beherrscht? Wo sind die rezensierenden Frauen in den namhaften italienischen Zeitungen? Fragen, denen ich dringend nachgehen muss. Trackback: https://blog.literaturwelt.de/archiv/die-abwesenheit-der-italienischen-literaturkritik/trackback/ […]