Montag, 09.02.2009 | 20:26 Uhr

Autor: Christiane Geldmacher

Edgar A. Poe wurde vor 200 Jahren geboren.

Schön ist dieses Zitat aus „Der Methode der Komposition“:

„Die meisten Verfasser – insbesondere die Poeten – möchten gern so verstanden sein, als arbeiteten sie in einer Art holden Wahnsinns – einer ekstatischen Institution -, und sie würden entschieden davor zurückschaudern, die Öffentlichkeit einen Blick hinter die Kulissen tun zu lassen: auf die verschlungene und unschlüssige Unfertigkeit des Denkens – auf die erst im letzten Augenblick begriffene wahre Absicht – auf die unzähligen flüchtigen Gedanken, die nicht zu voller Erkentnnis reiften – auf die ausgereiften Ideen, die verzweifelt als nicht darstellbar verworfen werden – auf die vorsichtige Auswahl und Ablehnung – auf das mühsame Streichen und Einfügen – kurz, auf die Räder und Getriebe – die Maschinerie für den Kulissenwechsel – die Trittleitern und Versenkungen – den Kopfputz, die rote Farbe und die schwarzen Flicken, die in neunundneunzig von hundert Fällen die Requisiten des literarischen Histrionen ausmachen.“
Edgar Allan Poe, Die Methode der Komposition, in: Edgar Allan Poe, Das gesamte Werk in zehn Bänden, Hrsg. Hans Dieter Müller, Kuno Schumann, Band 10, Seite 532 f.

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4 Kommentare

  1. publizist Says:

    Wahrhaftig: ein wunderbares Zitat und ein Beleg, dass der Mann genial war.

  2. Christiane Geldmacher Says:

    Ja, in solch f e i n e Worte gefasst habe ichs bisher auch noch nicht gehört …

  3. Johannes Says:

    Das Poetenmotiv als Schnittstelle zwischen der real-existierenden Welt und dem Wahnsinn. Ein schönes Zitat, welches beweist, dass der Mann weiß, wovon er spricht/schreibt.

  4. Christiane Geldmacher Says:

    Ich habe Probleme mit der real existierenden Welt. Ich meine – after all – wir leben, alle in einer kleiner Luftblase, die frei im All schwebt. So gesehen kann man froh sein, wenn man in seinem Eckchen vor sich hintun darf …
    Ich glaube auch, dass Zitat funktioniert auch ganz ohne Wahnsinn. Es zeugt von Poes prächtigem Feinsinn und Durchblick.
    Danach nimmt er übrigens „The Raven“ im Detail auseinander, das war mir dann zu viel.

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