Sonntag, 27.01.2008 | 21:37 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Als sperrig erweist sich Don DeLillos 9/11-Roman „Falling Man“.
Wie der kürzlich hier vorgestellte Jay McInerney („Das gute Leben“) oder Jonathan Safran Foer in „Extrem laut und unglaublich nah“ hat auch der Altmeister amerikanischer Literatur Don DeLillo (71) die New Yorker Befindlichkeiten nach dem Anschlag auf das World-Trade-Center zum Thema eines Romans gemacht. Zentrale Figur ist Keith Neudecker, der aus den brennenden Türmen entkommen kann und sich in seiner Orientierungslosigkeit schnurstracks zu seiner Exfrau Lianne und dem gemeinsamen Sohn Justin begibt.
DeLillos Technik, kleinere Szenen und Sequenzen in harten Schnitten scheinbar zusammenhanglos aneinanderzureihen (die er auch in anderen Werken wie „Unterwelt“ (1997) angewandt hat), stellt den Leser bisweilen auf eine schwere Probe. Der Handlungsfortgang, die Spannung und auch die Übersichtlichkeit gehen verloren. Ein roter Faden ist nicht erkennbar. Da der Autor zudem häufig nur die Personalpronomen „Er“ oder „sie“ statt der Namen der Figuren verwendet, ist oft nicht klar, wer gerade was sagt oder denkt. Das alles verlangt vom Leser ein hohes Maß an Konzentration und wirkt auf Dauer etwas gekünstelt.
Der Titel „Falling Man“ bezieht sich auf dreierlei: zum einen auf ein berühmtes Foto von Richard Drew, das einen Mann zeigt, der vom World Trade Center stürzt und wie kein anderes Amerikas Trauma jenes 11. September 2001 wiederspiegelt, dann auf einen gleichnamigen Performancekünstler, der sich im Roman zum Schrecken der New Yorker nur wenig gesichert von Brücken und Gebäuden stürzt, und natürlich auf die Hauptfigur Keith Neudecker selbst, der sein Leben nicht wieder in den Griff bekommt.
Obwohl Don DeLillo sein schriftstellerisches Können immer wieder in kleinen Sequenzen zeigt, bleibt „Falling Man“ als Ganzes eine Enttäuschung.
————————————————
Don DeLillo: Falling Man.
Kiwi, Oktober 2007.
266 Seiten, Hardcover, 19,90 Euro.
Tags: 11. September, amerikanische Literatur, Don DeLillo, Falling Man, USA, World Trade Center
Mit flattr kann man Bloggern mit einem Klick Geld zukommen lassen. Infos
29.09.2011 um 10:49 Uhr
Hammer Buch! ich lese es jetzt zum 7.mal und bin immer noch fasziniert 🙂
29.09.2011 um 10:54 Uhr
athemberaubend. der leser ist bis zum schluss gefesselt. ein literaturmonument das seines gleichen sucht !!!
29.09.2011 um 10:54 Uhr
Dieses Buch behandelt zwar die Thematik des 11. Spetembers angemessen, jedoch ist das Buch sehr schwer zu verstehen (u.a. da es FAST KEINE HANDLUNG HAT). Zudem wird das Verständniss duch die unzusammenhängenden Handlungsstränge und durch die vielen Zeitsprünge sehr stark negativ beeinflusst.
Zudem ist es sehr schade, dass dieses Buch (das auch in der Schule gelesen wird) durch völlig unsinnige Interpretationsvorgaben vollkomen vom vermutlich eigentlichen Sinn des Autors abgebracht wird.
29.09.2011 um 10:56 Uhr
Wir sind vom Gegenteil überzeugt ! Das Buch ist einfach spitzenmäßig !!! Wir freunen uns riesig das wir es in der Schule lesen dürfen 🙂
29.09.2011 um 10:57 Uhr
freunen ?!