Sonntag, 08.07.2007 | 22:21 Uhr
Autor: Andreas Schneider
Wo wir es gerade von der Gegenwartsliteratur haben: Der Blick auf deutschsprachige Literatur lohnt sich immer wieder, gerade abseits vom Boulevard der „üblichen Verdächtigen“. Ein Weg führt zum in Hamburg ansässigen Mairisch Verlag. Zum zweiten Mal erstaunen mich die Macher aus Hamburg und Leipzig: Daniel Beskos, Peter Reichenbach und Blanka Stolz.
Da wären zum Beispiel die Erzählungen von Michael Weins, zusammengetragen in dem Erzählband Krill. Der Autor selbst lebt und arbeitet in Hamburg als Psychologe und zählt zu den Gründern der Literaturclubs Machtclub und Schischischo. Krill ist erschienen im April 2007. Vielseitig und virtuos schreibt Michael Weins über das, was man unsere Gesellschaft nennen könnte. Durchaus kritisch, aber keineswegs verbissen oder gar frustriert. Soviel kann ich schon sagen, obwohl ich das Buch noch nicht ganz durch habe. Da ist von Avocado-Kernen die Rede, es wird eine Autistendisco veranstaltet (brillante Erzählung) und ein Räubermärchen (Rotkäppchen) modernisiert (gewagt und gelungen). Ausführliche Besprechung folgt.
Was den Doppelpack anbetrifft, möchte ich erneut auf Finn-Ole Heinrich und seinen Erzählband Die Taschen voll Wasser aufmerksam machen. Bei Interesse: Hier geht es zur einer Buchbesprechung und hier zum Interview. Über sich selbst sagt Finn-Ole Heinrich, dass er vermutlich schreibe, um seine eigenen Gedanken zu kämmen. Ich möchte den Satz um die Begriffe „kritisch emotionale Beobachtungen“ ergänzen. Zusammengefasst in Geschichten wie Gummistiefel, in denen Lucy sich auf ihren ganz eigenen Weg macht, Emilie die sich einer zerstörerischen Obsession hingibt oder Schwarze Schafe, eine Erzählung über drei Jungs und ihre Weiteweltträume irgendwo im Osten Europas während der unmittelbaren Nachkriegszeit.
Zufall, dass beide Titel beim Mairisch Verlag erschienen sind? Kaum. Eher vermute ich ein seismografisches Gespür des Verlegerteams, gereift und verfeinert durch und auf zahllosen Literaturveranstaltungen. Was beide Autoren letztlich unterscheidet, sind einige Jahre an Lebenserfahrung. Was sie, abgesehen vom Verlag, gemeinsam haben: Beide schreiben in die selbe Gegenwart hinein. Das klingt für mich nach Zukunft für beide Autoren und einen mutigen Verlag mit einem mutigen Gesamtprogramm.
Tags: Erzählungen, Finn-Ole Heinrich, Mairisch Verlag, Michael Weins
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09.01.2009 um 0:15 Uhr
Literatur Quickie mit Finn Ole Heinrich
Hamburger Autoren tragen für 17 Minuten fesselnde Texte und spannende Geschichten vor, zum Schlafengehen oder zum Start in die Nacht.
Am Mittwoch 14. Januar 2009 um 22.30 Uhr
439 Bar, Vereinsstraße 38, 20357 Hamburg