Den Autor freut’s
Gewalt - Macht - Lust. Oder nicht?
Bei meinen Rezensionen werden sich keine ausgemachten „Verrisse“ finden – mir ist dafür einfach die Zeit zu schade. Sie ist viel besser verwendet auf begabte, authentische Texte abseits des Mainstreams.
Autoren – wenig prominente zumal – haben es nicht leicht, öffentlich wahrgenommen zu werden, viele in der Blogoshäre verlorene Texte hätten mediale Aufmerksamkeit weit mehr verdient, als von „Edelfedern“ in „Leitmedien“ verfasste Anbiederungen an die politische Korrektheit oder Kraftmeiereien gegen Popanze, die ihnen nicht gefährlich werden können, weil sie schon lange tot oder weit genug weg sind. Das wohlige Gefühl gemeinschaftlicher Empörung oder des Bades in Selbstzufriedenheit teilen indessen viele, „Alphatiere“ nähren es gar zu gern, die Kanäle der Mediokratie hallen wider vom Geblöke bei der Jagd auf den angesagten Sündenbock, vom Triumphgeheul über die eigene Großartigkeit.
Die Freude am Niedermachen möglicher Rivalen eint Hierarchen im Kaninchenzüchterverein mit der literarischen Großverlegerszene – sie ist vermutlich unausrottbar in unserer Mediokratie, aber ganz sicher nicht nachhaltig. Wer sorgfältige Lektüre vorzieht, Respekt vor der erkennbaren Leistung, Genauigkeit und Augenmaß bei der Kritik, der lernt nicht nur viel bei der Arbeit, er wird seinerseits gefeit gegen das Sündenbockritual – unabhängig von politischen oder philosophischen Ausrichtungen. Wenn er dann noch erlebt, dass seine eigenen Bücher sachkundiger Betrachtung standhalten, genau gelesen worden sind, in der Arbeit anderer deutliche Wirkung hinterlassen, dann weiß er wieder ganz genau, weshalb er keine Lust hat, Verrisse zu schreiben.
Und deshalb darf ich heute mal auf meine eigenen Texte hinweisen: falls doch irgendjemand einen saftigen Verriss schreiben möchte ;-).
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10.09.2010 um 22:57 Uhr
Interessant, wie lange man um den heißen Brei herumreden kann, ohne den Text langweilig zu gestalten. Das verdient Respekt. 😀
11.09.2010 um 9:02 Uhr
Danke. Aber der Brei ist wirklich heiß – versprochen.
14.09.2010 um 13:49 Uhr
Finde es auch immer wieder interessant, wie spannend man schreiben kann. 🙂
andre.aengels@web.de
17.09.2010 um 0:35 Uhr
Doch der heißeste Brei kommt erst noch! Die Literatursensation des Herbstes.
KLEINE REVOLTE – Der Roman zum Bananenstaat und seiner Bananenkrise – in Kürze nur auf http://www.kulturknall.blog.de!
Freuen Sie sich auf explodierende Börsen, brennende Politiker und die amüsante Jagd auf Großkapitalisten.