Mittwoch, 06.05.2009 | 22:28 Uhr
Autor: Andreas Schneider
Tobias Wimbauer, Jahrgang 1976, ist freier Autor und Antiquar mit eigenem Versandantiquariat. Gemeinsam mit seiner Frau und sieben Katzen lebt er in Hagen, genauer gesagt auf dem Waldhof Tiefendorf, was sehr idyllisch klingt und es auch ist. Als kleiner Bub, so schreibt er selbst, wollte er Pfarrer werden, als Schriftgelehrter. Auch da stand also bereits das im Mittelpunkt, was Tobias Wimbauer noch heute wichtig ist: Bücher. Derzeit umfasst seine Sammlung und damit das Angebot ca. 75.000 Titel. Was Teile der neuen deutschen Rechtschreibung anbetrifft, hat sich Tobias Wimbauer ins Schweizer Exil begeben. Das mit ss/ß sei eine Frage, die bei ihm prinzipiellen Charakter habe, da eine bewusste Entscheidung wider die einen und wider die andern Eiferer.
Herr Wimbauer, zur Einstimmung eine nicht ganz ernst gemeinte Frage: Die Vermutung läge nahe, dass Sie Ihre Frau erstmalig in einem Antiquariat getroffen haben. Wo haben Sie sich wirklich kennengelernt?
Sie werden lachen, wir haben uns fast so kennengelernt. Ich habe seit vielen Jahren Privatdrucke mit Gedichten oder Prosa, die über’s Jahr entstanden waren, gemacht für Freunde und Korrespondenten zu Weihnachten. Ein paar Exemplare stellte ich stets bei eBay ein, um wenigstens einen Teil der Kosten wieder reinzukriegen.- Meine heutige Frau, die wie ich Ernst Jünger sammelt, kannte meine Arbeiten zu Jünger (und auch mein Photo von meiner Homepage) und ersteigerte einen dieser Drucke. Und im nächsten Jahr abermals. Irgendwie kamen wir so in Mailkontakt. Zunächst sporadisch, dann häufiger, dann schickte sie mal ein Photo („Damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben…“), und das fand ich recht berückend… Und so schmachteten wir ein paar Jahre vor uns hin, aber die Brief- und E-Mail-Frequenz stieg ständig und irgendwann war ein Punkt erreicht, an dem wir beide schlaflose Nächte nicht mehr verbergen konnten… Wir sind nun seit 5 Jahren verheiratet und ich wüsste nichts, das ich mir anders wünschte. Böse Zungen flüsterten, dass unser Trauspruch „bis dass der Tod mir Deine Jüngersammlung schenkt“ gewesen sei.
Es klingt zunächst einmal lustig, dass Sie sieben Katzen haben, da man ihnen sieben Leben nachsagt. Zufall?
7 Katzen sind’s nicht aus metaphysischen oder abergläubischen Gründen: bis Ostern waren es noch acht. Eine mussten wir abgeben, da er sich mit den andern nicht mehr vertrug nach einer Blasenoperation. Jetzt hat er es in der Schweiz gut bei einer neuen Katzenmama. Von Petrarca stammt der Satz, dass man die Menschheit in zwei Gruppen einteilen könne: In Katzenliebhaber und in vom Leben Benachteiligte. Das ist wahr.
Tags: Antiquar, autor, Das Wortreich, Interview, Tobias Wimbauer
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