Mittwoch, 30.03.2011 | 09:34 Uhr

Autor: Andreas Schröter

David Trueba: Die Kunst des Verlierens

David Trueba: »Die Kunst des Verlierens«Die Figuren in David Truebas Roman „Die Kunst der Verlierens“ sind weder Helden noch Sonderlinge. Es sind ganz normale Menschen mit einigen Stärken, aber auch ganz vielen Schwächen. Die Handlung konzentriert sich nicht auf einen Mord, der am Rande ebenfalls vorkommt, sondern auf den Alltag der drei wichtigsten Protagonisten. Und die vermag der Autor so lebensecht zu zeichnen, dass ein 520-Seiten Buch dabei herausgekommen ist, das auf keiner einzigen Seite an Spannung verliert. Wie in allen guten Büchern ist es das Leben selbst, das hier im Mittelpunkt steht.

Leandro ist ein Mann in seinen 70ern, der sich nach dem Hüftbruch seiner Frau zu einer schwarzen Prostituierten hingezogen fühlt und bei ihr fast sein gesamtes Vermögen verliert. Sein Sohn Lorenzo versucht – nachdem seine Frau ihn verlassen hat – mit allen Mitteln eine sehr religiöse Einwanderin aus Ecuador für sich zu gewinnen. Und Tochter Sylvia erlebt eine heiße Liebesaffäre mit dem argentinischen Fußballstar Ariel, weiß aber während der gesamten Dauer dieser Affäre bereits, dass sie keine Zukunft hat.

Nach einer Weile schließt man als Leser diese drei Protagonisten derart ins Herz, dass das Ende des Buches ständig wie etwas Drohendes am Horizont erscheint. Dabei ist „Die Kunst des Verlierens“ weit mehr als nur das gelungene Psychogramm dreier Menschen. Es ist ein Buch über den Unterschied der Generationen – wobei die Jugendliche weit vernünftiger erscheint als der Senior. Es ist ein Buch über das Leben in der spanischen Hauptstadt Madrid, und es ist ein Roman über die unterschiedlichen Einwanderer, die an diesem Ort zusammenkommen.

Von den Nebenfiguren kommt dem Fußballstar Ariel eine Sonderrolle zu, weil er einen viel breiteren Raum einnimmt als etwa Lorenzos Geliebte Dani oder Leandros Protituierte Osembe. Beinahe ist er die vierte Hauptfigur. Insofern vermittelt „Die Kunst des Verlierens“ auch einen Eindruck davon, wie einsam sich ein Fußballspieler fühlen mag, der für viel Geld aus einem fernen Land geholt worden ist, und unter welchem Erfolgsdruck er steht.

Alle Figuren verlieren in diesem Buch etwas: die Liebe, die Zugehörigkeit zu einer Fußballmannschaft, die langjährige Ehefrau, die Ehre – und doch zeichnet sich für alle am Ende eine Zukunft auf, ein Lichtblick, der ihnen das Weitermachen ermöglicht. Sie alle leben ein Leben – und das dürften sie mit den Lesern des Buches gemein haben – das aus Erfolgen und Rückschlägen besteht.

David Trueba, geboren 1969, lebt in Madrid und ist bislang vor allem als Drehbuchautor in Erscheinung getreten – für zwei Filme seines Bruders Fernando. Im spanischen Original unter dem Titel „Saber perder“ hielt sich sein Roman 2008 wochenlang in der spanischen Bestsellerliste. Außerdem wurde das Buch mit dem renommierten Preis der spanischen Literaturkritik ausgezeichnet.
———————–
David Trueba: Die Kunst des Verlierens.
Kiepenheuer & Witsch, März 2011.
520 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,95 Euro.

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4 Kommentare

  1. isabo Says:

    Übersetzt von Peter Schwaar.

  2. Oliver Gassner Says:

    Recht hast du.
    Wir könnten auch im Team noch jemand brauchen, der kompetent was zu Übersetzungen sagt. *mitdemgartenzaunwink*

  3. isabo Says:

    Janee, ich sage nichts zu Übersetzungen, schon in meinem eigenen Blog nicht, weil ich Kollegin bin.
    Aber die Übersetzer nennen könntet Ihr natürlich schon. Für mich ist das das erste, was ich wissen will – wer hat’s übersetzt, wessen Sprache lese ich da?

  4. Angelino Says:

    Kann man den Übersetzer eigentlich im Impressum immer sicher nachschauen? Oder halten das die Verlage manchmal sogar geheim. Dann wäre die Frage von isabo hinfällig.

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