Sonntag, 03.05.2020 | 11:19 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Dave Eggers ist mit seinem Roman „Der größte Kapitän aller Zeiten“ eine wunderbare Satire auf das heutige Amerika unter Donald Trump gelungen. Auf einem riesigen Schiff namens „Glory“ wird ausgerechnet der allerunfähigste Mann an Bord zum Kapitän gewählt. Als eine der ersten Amtshandlungen schmeißt er die Bücher weg, die darüber Auskunft geben, wie man ein solches Schiff überhaupt navigiert. Dann entlässt er die Offiziere und wirft missliebige Personen, von denen es aus Sicht des Kapitäns eine ganz Menge gibt, einfach über Bord. Das Schwarze Brett nutzt er vor allem dazu, täglich die Größe und Funktionsfähigkeit seines Penis‘ herauszustreichen.
Man liest dieses Buch und kommt im Grunde aus dem Kichern gar nicht mehr heraus – wobei es natürlich ein Kichern ist, das eine erschreckte Grundnote hat, weil Eggers‘ Gags so zielsicher ins Schwarze der derzeitigen US-amerikanischen Realität zielen.
Natürlich gibt es einige wenige Menschen an Bord, die sich gegen die Schreckensherrschaft des rundum unfähigen Kapitäns stellen. Aber sie haben gegen seine Unterstützer, ein Trupp, der sich „Die Eitlen Gockel“ nennt und im Hahnenkostüm auftritt, keine Chance. Auch externe Helfer, ein Sheriff, der heimlich aufs Schiff kommt zum Beispiel und genauso heimlich wieder geht, aber ein 1000-Seiten Manifest hinterlässt, das niemand liest, kann nichts ausrichten. Gegen Ende tauchen zwei andere große Schiffe auf und machen die Situation für unseren ahnungslosen Kapitän nicht leichter. Womöglich sind damit China und Russland gemeint.
Wegen der hohen Gagdichte ist es allerdings gut, dass dieses Buch nur 128 Seiten hat. Länger hätte man diesen hilflosen Unsympathen womöglich nicht ertragen können – wie im richtigen Leben
Dave Eggers: Der größte Kapitän aller Zeiten.
Kiepenheuer&Witsch, April 2020.
128 Seiten, Gebundene Ausgabe, 14,00 Euro.
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