Montag, 17.04.2006 | 11:20 Uhr
Autor: Christian Köllerer
Sprachkritik ist eine heikle Angelegenheit. Die Erfolge der Linguistik der letzten Jahrzehnte verdanken sich ihrem empirischen Ansatz: Der Sprachgebrauch wird untersucht, analysiert und beschrieben. Normatives Vorgehen wird mit guten Gründen schon aus methodischen Gründen zurückgewiesen.
Die Tätigkeit des Sprachkritikers, der Hohn und Spott über den vermeintlichen Verfall der Sprache ausschüttet, ist wissenschaftlich also nicht fundiert. Was heute den Unmut eines Sprachpolizisten auf sich zieht, kann zehn Jahre später anerkannte Sprachregel sein gegen deren Verstöße ein zukünftiger Kollege erneut tätig wird. Besonders offensichtlich ist dies bei der Kritik am Verwenden von „Fremdwörtern“. Heute richtet sich die Empörung auf Angliszismen. Vor hundert Jahren waren es Entlehnungen aus dem Französischen.
Bastian Sick bewegt sich mit seinem erhobenen Zeigefinger also auf gefährlichem Gelände. Trotzdem gelingen ihm eine Reihe von amüsanten Beobachtungen. Manche plausibel (der titelgebende Genitiv, gesteigerte Superlative), andere fragwürdig, etwa wenn er „Sinn machen“ als sachlich inadäquat kritisiert, so als sei eine platonische Sinnontologie eine Selbstverständlichkeit.
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