Dienstag, 01.12.2009 | 11:56 Uhr

Autor: Barbara Wenz

Michael Hesemann: Jesus von Nazareth.


Über zwanzig Jahre nach Gerhard Krolls „Auf den Spuren Jesu“, dem populären Standardwerk, hat sich der Bestsellerautor und Journalist Michael Hesemann auf Spurensuche gemacht und die neuesten archäologischen Forschungsergebnisse – leicht fasslich und unterhaltsam zu lesen – zusammengestellt.

Hesemann begleitete Papst Benedikt XVI. im Mai 2009 auf seiner Nahostreise und verknüpfte seinen Besuch im Heiligen Land mit allen wichtigen Stationen aus dem Leben Jesu, angefangen mit der Geburt in Bethlehem, dem Dorf, in dem die Hochzeit zu Kana gefeiert wurde, den See Genezareth und Kafarnaum, Jerusalem mit Golgatha und die Stelle, an dem der auferstandene Jesus am See erschien und den Aposteln auf einem Kohlefeuer ein Mahl aus gebackenem Brot und gegrilltem Fisch bereitet hat.

Immer wieder überrascht und verblüfft Hesemann mit dem vergleichenden Hinweis auf die Orts- und Zeitangaben in den Evangelien, die sich fast vollständig mit dem decken, was internationale und israelische Archäologen aktuell herausfinden konnten. Und so kommt der Autor unter Berücksichtigung jüngster Erkenntnisse, zu dem Schluss, dass die Berichte der vier Evangelisten entweder von Augenzeugen stammen oder auf Aussagen von Augenzeugen beruhen.

Details, die den meisten Laien bisher unverständlich waren, werden in Zusammenhang gebracht. Warum Joseph ausgerechnet nach Bethlehem gehen musste, um sich zählen zu lassen, und was das bedeutet. Warum das erste Wunderzeichen, dass Jesus Christus tat, die Wandlung von (halachischem Reinigungs-)Wasser in Wein auf der Hochzeit von Kana war. Was es mit dem „Aufwallen“ des Bethesda-Teiches auf sich hatte. Wie und wo Jesus während des Sturms in einem Fischerboot schlafen konnte. Aus welchem Grund es überhaupt Geldwechsler im Tempel gab, und vieles andere mehr.
Außerdem präsentiert der Autor eine neue und plausible Antwort auf die Frage nach dem „wahren Geburtsdatum“ Jesu. Bislang wurde angenommen, dass die Jupiter-Saturn-Konjunktion des Jahres 7 n. Chr. das auffällige Himmelsphänomen gewesen sein muss, welchem die drei Weisen aus dem Morgenland bis nach Bethlehem folgten. In der Tat, die drei Weisen waren Sterndeuter, sie hätten eine Konjunktion von einem auffälligen und neu aufleuchtenden Stern zu unterscheiden gewusst. Hesemann führt aus, dass die Sterndeuter vermutlich nicht nur ein einziges auffälliges Zeichen am Himmel gesehen haben, sondern eine ganze Abfolge von mindestens drei Konstellationen – als viertes schließlich eine auffällige Supernova im Jahre 5 v. Chr., von denen koreanische und chinesische Aufzeichnungen berichten. Aus diesem Grund, so meint der Autor, und beruft sich in seinen Schlussfolgerungen auf den britischen Astronomen Mark Kidger, sei als tatsächliches Geburtsdatum Jesu der März 5. v. Chr. sehr wahrscheinlich.
Während der ganzen Reise durch das Heilige Land – in chronologischer Ordnung entlang der Biografie Jesu – hält Hesemann die Evangelien in der einen, den Leser an der anderen Hand.
Das Buch ist die ideale Vorbereitungslektüre für eine Pilgerreise. Für alle, die diese Fahrt nur vom Sessel aus antreten können, ist es der ideale Führer durch die einzigartige Landschaft, in der Jesus Christus geboren wurde, gewirkt hat, gekreuzigt wurde und schließlich auferstanden ist.

Denn wir sind nicht klug erdachten Geschichten gefolgt, sondern Augenzeugen gewesen, versichert uns der Apostel Petrus. Wenn wir zusammen mit Hesemann und den Archäologen, die er besucht hat, den Spuren Jesu gefolgt sind, dann wissen wir, was damit gemeint ist. Darum empfiehlt sich dieses Buch auch für Unentschlossene und Zweifler.

Das Buch ist ausgestattet mit einer Landkarte im Innenteil, 32 Seiten Farbfotos, einer Zeittafel zum Leben Jesu sowie einem Quellen- und Literaturverzeichnis.

Der Autor:
Michael Hesemann ist international tätiger Autor, Historiker, Dokumentarfilmer und Fachjournalist für populärwissenschaftliche und kirchengeschichtliche Themen. Er studierte von 1983 bis 1989 Geschichte, Kulturanthropologie/Volkskunde, Literaturwissenschaft und Journalistik an der Universität Göttingen und lebt heute in Düsseldorf und Rom. Von ihm erschien im Sankt Ulrich Verlag: „Die Dunkelmänner“ (2007) sowie „Paulus von Tarsus“ und „Der Papst, der Hitler trotzte“ (2008).

Michael Hesemann
Jesus von Nazareth
Archäologen auf den Spuren des Erlösers
Mit 32 Seiten vierfarbigem Bildteil
erschienen im St. Ulrich Verlag
ISBN 978-3-86744-092-9
gebunden, 304 Seiten, 135 mm x 215 mm,
EUR 22,00 (D), sFr 39,90, EUR 22,70 (A)

Bestellmöglichkeit hier.

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4 Kommentare

  1. Schumacher Says:

    Da ich mich nie für Ufos, Kornkreise und Verschwörungstheorien interessierte, war mir der Autor Michael Hesemann doch tatsächlich entgangen.
    Als katholische Theologin, Historikerin und Sprachwissenschaftlerin beschäftigte ich mich über Jahrzehnte mit Bibelforschung und Exegese.
    Also war der Kauf dieses Buches ein „Blind Date.“
    Es ist schon eine Leistung eine solche Mischung aus Spekulationen, Vermutungen und längst überholten und unbewiesenen Auslegungen auf fast 300 Seiten vorzulegen.
    Da bleibt einem nichts erspart, nicht einmal Brentano und A.K. Emmerick! Zwar leitet der Verfasser viele seiner Behauptungen mit „könnte“ „dürfte, „wahrscheinlich“ und „es scheint so“ ein, doch wird dies geneigte Leser nicht davor bewahren, diese für bare Münze zu nehmen, ebenso wie die phänomenalen Zeitberechnungen, denen zufolge man nun sogar weiß, an welchem Wochentag ( Montag oder Dienstag?) sich bestimmte Ereignisse zugetragen haben.
    Pseudowissenschaftlich verpackt wird das ganze in die Berichte über längst bekannter archäologischer Forschungen, deren Deutung jedoch gelegentlich ins Märchenhafte abzugleiten droht.
    Wer sich in der Trickkiste des Populisten nicht auskennt, wird sich sogar amüsieren, dass es nach dem Verschwinden und wieder Auftauchen des 12-jährigen heißt S. 87
    S. 203 heißt es: < …hieße die Intelligenz antiker Leser zu unterschätzen, die…..sehr wohl merkten, wenn man ihnen einen Bären aufband.“
    Vielleicht sollte Herr Henemann wissen, dass es auch heute noch intelligente Leser gibt, auch wenn für ihn die Bären genau so realistisch sind wie die quiekenden Schweine, die ins Wasser laufen – mit und ohne Metaebene.
    Dass Josef Ratzinger –mal als Stellvertreter Jesu, mal als Nachfolger Petri ständig durch das Buch geistert, macht es bestimmt nicht besser

  2. Henri Schnyder von Wartensee Says:

    Verehrte, gnädige Frau,
    Sie bezeichnen sich als katholische Theologin, Historikerin und Sprachwissenschaftlerin, doch Ihrer höchst inkompetenten Rezension entnehme ich mit tiefem Bedauern, dass Sie nichts davon sein können. Dass der Autor sich vor seinere Bekehrung mit Außerirdischem befaßt hat, tut wohl nichts zur Sache; Peter Seewald war mal Kommunist, Augustinus ein Manichäer und der hl. Paulus sogar ein Christenverfolger – will sagen: es sind nicht die schlechtesten, die eine ungewöhnliche Laufbahn nahmen und dann nach langem Suchen zu Christus fanden, im Gegensatz zu den vielen liberalen Theologen, die beim Studium ihren Glauben verloren.
    Ich habe besagtes Buch von Hesemann nun auch gelesen und fand es schlichtweg brillant. Es ist keineswegs gewagter oder spekulativer als Kroll es vor 20 Jahren war und sehr viel fundierter, als Werner Keller je sein konnte. Über jüngste Ausgrabungen wird kompetent berichtet. Dass der Autor nicht alles als Fakt darstellt, sondern dort, wo es angebracht ist, ein Fragezeichen läßt, spricht für seine Seriosität. Doch ganz ohne Schlußfolgerungen kommt halt weder die Archäologie noch die Geschichtswissenschaft aus. Wer meint, alles sei so sonnenklar, hat vom Fach keine Ahnung. Auch der Ort der Varusschlacht vor 2000 Jahren, ein unbestritten historisches Ereignis, ist nach wie vor trotz anderslautender Versicherungen Thema von Spekulationen und der Interpretation archäologischer Funde ohne jede Gewißheit.
    Dass man auch die Wochentage antiker Daten berechnen kann, müßte Ihnen, wären Sie wirklich Historikerin, eigentlich bekannt sein. Das gilt auch für den jüdischen Kalender, zumal Mondzyklen auch astronomisch zurückgerechnet werden können. Mit entsprechenden Tabellen, die Sie in jeder hist. Seminarbibliothek finden, können auch Sie, verehrte, gnädige Frau, den Wochentag bestimmen, an dem Cäsar erdolcht oder Jesus gekreuzigt wurde.
    Als Katholikin sollten Sie eigentlich wissen, dass „Vicarius filii Dei“, also Stellvertreter Jesu, ebenso Papsttitel ist wie „Nachfolger Petri“, und da Herr Ratzinger seit 2005 dieses Amt bekleidet, ist es völlig legitim, wenn Herr Hesemann ihn so nennt. Dass er die Papstreise 2009 nach Israel zum „roten Faden“ seines Buches nimmt, ist m.E. ein gelungener schriftstellerischer Kunstgriff und unterstreicht die Kontinuität in der katholischen Tradition und apostolischen Sukzession. Hesemann beweist jedenfalls, dass sich die Berichte der Evangelisten nach dem modernen archäologischen Befund genau so zugetragen haben könnten, wie wir sie kennen, ohne wenn und aber. Das nachzuweisen ist in der Tat eine Leistung, für die er Dank und Bewunderung verdient!

  3. Michael Hesemann Says:

    Frau Schumacher,
    ein Leser machte mich auf Ihre zugegeben etwas seltsame „Kritik“ aufmerksam. Nun verstehe ich, wenn Sie sich als Theologin nicht für moderne Mythen interessieren, doch da ich nicht nur Historiker, sondern auch Volkskundler bin, gehörten diese nun mal in meinen akademischen Arbeitsbereich. Dass Ihnen aber offensichtlich von meinen letzten 14 Büchern zu Themen der Kirchengeschichte nur eines aufgefallen ist, das bedaure ich schon. Dabei erschienen diese meist bei Verlagen wie Herder, Pattloch und St. Ulrich, deren Programm eine Theologin eigentlich kennen sollte. Nun denn, auf dem neuesten Stand sind Sie offenbar nicht, bei Ihnen gilt der 265. Nachfolger Petri, Benedikt XVI., ja noch als „Josef Ratzinger“; das war freilich der Stand von 1977, bevor er zu Josef Kardinal Ratzinger wurde.
    Dementsprechend seltsam ist dann auch Ihre Kritik. Wenn ein Historiker sich vorsichtig ausdrückt und als „wahrscheinlich“ bezeichnet, was halt nicht gesichert ist (und was ist schon 100 % „gesichert“, wenn wir von der römischen Antike sprechen?), kreiden Sie ihm das an. Dagegen erkennt man Bauernfänger doch gerade an ihrer vorgegaukelten „Sicherheit“. Doch leider sind Sie unredlich. Sie behaupten, mein Buch würde nur aus „Berichten über längst bekannte archäologische Forschungen“ bestehen, obwohl es das gerade nicht tut. Obwohl ich mich natürlich um Vollständigkeit bemüht habe und auch „längst bekanntes“ anschneide (ich kann ja nicht von meinem Leser voraussetzen, dass er die Fachliteratur kennt), sind doch über die Hälfte aller beschriebenen Ausgrabungen solche der letzten zehn Jahre – und ganze 88 der zitierten Publikationen, also gut ein Drittel, stammt aus diesem Jahrzehnt! Dann werfen Sie mir auch noch vor, Brentano und A.K.Emmerick erwähnt zu haben, verschweigen aber den Kontext. Natürlich habe ich ihre Visionen NICHT als historische Quellen gewertet; wie fragwürdig das wäre, das weiß ich auch. Nein, ich haben nur in einem Nebensatz erwähnt, dass Franz Keller, der „Vater“ des deutschen Pilgerhauses in Tabgha, nicht nur durch die Heilige Schrift, sondern auch durch die Lektüre der Schriften Brentanos inspiriert wurde, ins Heilige Land zu reisen. Das nicht zu erwähnen wäre eine Unterschlagung. Es gehört einfach zur Biographie dieses Mannes. Erwarten Sie etwa von mir als Autor, dass ich Biografien „schöne“, dass ich manipuliere und unterschlage? Ganz gewiss werde ich das nicht tun! Ich habe im Vorwort meines Buches ganz deutlich darauf verwiesen, dass ich kein Theologe bin. Die Interpretation der Zeichen Jesu ist Aufgabe der Theologie, nicht der Archäologie und der Geschichtswissenschaften. Wir können nur feststellen, ob die Berichte der Evangelisten in den historischen und topographischen Kontext Judäas und Galiläas im 1. Jahrhundert passen, ob es die Orte der Bibel wirklich gab. Ob sich wirklich Schweine in den See stürzten und wie viele es waren, werden wir nicht klären können, weder Sie noch ich. Ich kann nicht beweisen, dass sie es taten, Sie nicht das Gegenteil. In meinem Buch behaupte ich nur, dass die Verortung dieses Geschehens nach Kursi falsch ist und dass die Evangelisten das Südost-, nicht das Nordostufer im Sinn hatten. Dafür habe ich gute Gründe. Wenn ich damit Ihre Intelligenz überfordere, dann tut mir das aufrichtig leid!

  4. ER Says:

    Zur Information: Frau Schumacher aus München hat ihre Kritik auch noch hier veröffentlicht:
    http://www.buch24.de/shopdirekt.cgi?id=5226748&p=3&t=&h=&kid=1081785&klid=2&sid=20&nav=2928_1477_18687_12038_12039

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