Mittwoch, 19.10.2005 | 13:07 Uhr

Autor: Oliver Gassner

Google-Print-Vorstellung im Forum Innovation

Jennifer Grant, Product Marketing Managerin von Google Print, stellt das Produkt vor.
Aber zuerst erklärt sie grob, was Google ist und dessen ‚Philosophie‘.
Grob gesagt: Die Nutzer sollen was davon haben. Und 50% des Website-Traffics komme via Google. Und: ‚Act now, refine later.‘

Mit Google Print findet man Bücher, und zwar integriert in die normale Google-Suche.
Es gibt sowohl ein Verlags-Projekt als auch ein Bibliotheksprojekt.
Von copyrightgeschützten Büchern aus Bibliotheken sieht man nur einen Schnipsel und erfährt, wie oft das Wort im Buch vorkommt.
Verlage stellen Google Bücher zum Scan zur Verfügung… oder gleich PDFs, wobei Google die via OCR erstellten Dateien zu diesem Zeitpunkt nicht gratis an die Verlage rausrückt.
Dafür bezahlt weder Google was noch der Verlag. Und ohne dass Geld fließt, arbeitet man auch mit Bibliotheken zusammen und scannt dort Bestände vor Ort. Immerhin sind 85% aller Bücher aktuell nicht mehr käuflich zu erwerben sondern nur in Bibliotheken vorhanden.

Auch die Nutzer kostet das nichts. Google blendet bei jedem Buch ein, wo man es kaufen kann – und bekommt auch dafür keinerlei Prozente ab. Man verdient lediglich, wenn Verlage die Einblendung von Google-AdSense-Anzeigen auf den Ergebnisseiten erlauben.

Und was sieht man?

Bei copyrightgeschützen Büchern aus Bibs sieht man nur immer die selben Ausrisse und erfährt, wie oft das gesuchte Wort im Buch vorkommt. (also: 19 Mal ‚Leben‘, aber man sieht nur drei Ausrisse mit drei bis vier Zeilen aus dem Buch.

Bei gemeinfreien Werken sieht man den kompletten Scan online, kann aber aktuell (angeblich) nichts runterladen oder ausdrucken. (Ja?)

Bei Werken aus dem Publisher-Programm kann sich der Verleger entscheiden: Gibt er 100% des Buches zur Einsicht frei oder nur 20% (pro Benutzer!)? Blockiert er manche Seiten komplett für die Ausgabe am Schirm? oder lässt er die Googler alles sehen? was man beim Verlags-Google-Print immer sieht ist: die Ergebnisseite komplett und zwei Seiten davor und zwei Seiten danach. Macht fünf. Aber eben nur so lange, bis man 20% des Textes gelesen hat. dann ist Schluss. Und eventuell muss man sich irgendwann auch mit einem — aha — Google-Account einloggen.

Und was hat der Verlag davon? Ein kleiner Univerlag in den USA hat bei den eingespeisten Büchern die Verkäufe mal glatt verdoppelt. Und wenn man Bücher einstellt, die vergriffen sind, kann man aus den Suchzahlen eventuell ermitteln, ob sich eine Neuauflage lohnt. Denn der Verleger erhält umfangreiches Datenmaterial über angeklickte, durchgeblätterte und eventuell verkaufte Bücher.

Als verlegter kann man die eignen Bücher davor bewahren, von Google gescannt zu werden, auch wenn sie in Bibliotheken stehen. als Autor, so Grant, möge man sich bitte mit dem Verleger auseinandersetzen ob man seine Bücher drin oder draußen haben wolle. Man könne sich aber gern parallel dazu an Google wenden, das dann den Verleger ebenfalls anspricht. Man hält sich also bei Google – US-Recht entsprechend – nicht an den Urheber sondern an den Inhaber der Verbreitunsgrechte; obwohl man betont, dies sei keine Distribution sondern lediglich… Marketing.

Was Jennifer Grant nicht verrät ist, wie viele Bücher man aktuell gescannt hat: „We do not disclose the number of books at the moment. Search around; it’s a lot.“ Und sie hält sich bedeckt unter welchen Umständen man gemeinfreie Werke selbst vermarkten will: So lange es sie anderswo gebe, wolle man sich nicht einmischen.

Auf die Schnelle zwei Kritikpunkte:
* Mir hat man mal erklärt, dass jede Datei, die ich auf dem Schirm sehe auch irgendwo auf meinem Computer rumliegt.
* Man sollte sich auch mit nationalen Besonderheiten wie dem deutschen (bzw. europäischen) Urheberrecht auseinandersetzen, bei dem den Autoren doch noch etwas Kontrolle über ihre Werke eigen ist.

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2 Kommentare

  1. Netzfundbüro Says:

    Google Print kennt den Faust nicht

    Neben der deutschen Suche hat das Unternehmen auch Dienste in Frankreich, Italien, NL, Österreich, der Schweiz, Belgienund Spanien gestartet.
    Die Klassiker hat Google Print nicht so richtig drauf. Ich habe mal zwei Zitate eingegenben, nämlich &#822…

  2. Bernd Röthlingshöfer Says:

    Also die Funktionalität ist momentan ganz und gar nicht überzeugend. So habe ich mal nach dem Stichwort „Werbung“ ge-print-googelt.
    Was steht an erster Stelle?
    Ein Fachbuch über Satellitenanlagen.
    Und warum?
    Weil auf der ausgewählten Seite dieses Buches Seite eine Google AdSense Anzeige mit dem Stichwort Werbung geschaltet ist.
    Funktioniert also noch gar nicht richtig.
    Und auf der ersten Ergebnisseite taucht kein einziges Fachbuch über Werbung auf!
    Fazit: Die Online Buchshops bieten bessere Suchergebnisse.

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