Mittwoch, 19.10.2005 | 19:12 Uhr
Autor: ANH
… fragte mich vor Jahren in Agra die indische Tante einer geliebten Frau. Das Gleiche kann von der Buchmesse gefragt sein, vorausgesetzt freilich, sie findet grad statt.
Das wiederum ließe sich von Körpern n i c h t ausdrücken, daß sie stattfänden, doch, meine ich, i m m e r h i n: Zum Beispiel Günter Grass, der findet tatsächlich bereits weit außerhalb der Buchmesse statt, also außerhalb ihrer Gebäude, wir wollen ja genau sein. Er findet nämlich, wenn auch bloß auszugsweise, in einem Artikel des ReiseMagazins statt, das die Deutsche Bahn ihren Fernverkehrszügen mitgibt und worin nunmehr zu lesen ist, Herr Grass sei „Ihr persönliches Exemplar zum Mitnehmen“, was sogar noch mit einem Ausrufezeichen abgeschlossen wird. Zum dem wiederum paßt das Wort anstiften; das ist sogar richtig dickgedruckt auf der Zeitung, so daß man sich spontan überlegt, ob man das Exemplar nicht doch besser daläßt, weil man sich andernfalls vielleicht strafbar macht. Aber dann – das Kleingedruckte, das Kleingedruckte – wird der bahn-comfort-Reisende schnell beruhigt: Zum Lesen anstiften, möchte Günter Grass. Nur dazu. Sagt er. Oder hinterträgt das Magazin, daß er das gesagt h a b e. Ich hab in der Hinsicht seltsam >>>> bittrige Erfahrungen von Kehlmellern, deren eine Hand nicht weiß, daß die andere sprechen kann, so daß sie sich, während sie zuschlägt, völlig durcheinanderkriegt… ejaaaljetz’, wie der Berliner sagt: Wer weiß schon, was ein Zitat ist und wer kann sich noch Stunden später erinnern? Neinnein, da herrscht keine Absicht…. nur eben… das W o r t, wenn Sie verstehen, was ich meine. Vielleicht hatte Günter Grass ja d a s im Auge… oder im Ohr, denn imgrunde handelt der Artikel mehr von den Ohren – ohral history, würden Werber, um eine rechte Ortografie bekanntlich nie sehr verlegen, jetzt ganz gewiß schreiben… – übrigens ist der Zug voll mit lauter Leuten, die sich kennen, auch das gehört zur Buchmesse. „Fährst du auch zur Buchmesse?“ ist derzeit ein stehender über den Plafonds schwebelnder Satz. Da ist es, zumal in den Zuggängen, dann gar nicht so leicht, die Höflichkeit zu wahren und sich dennoch nicht zu grüßen. Also wenn man Wert auf ehrenhaftes Verhalten legt, das sich leider zu selten mit jener verträgt und sie oft sogar restlos ausschließt.
(Dieses Posting kommt spät ins Netz, lo so. Aber der Laptop weigerte sich heute standhaft den ganzen Nachmittag über, sich verbinden zu lassen. Mag sein, er war von der Messe zu geschockt… oder zu ermüdet a priori, um das mal mit Kant zu sagen. Nun also über den Laptop einer mütterlichen Freundin… und ab zum Essen dann. Ich berichte morgen von der Nacht.)
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