Sonntag, 21.10.2007 | 13:18 Uhr
Autor: molosovsky
Bin grad wieder aus einer Ohnmacht erwacht, verursacht durch meine »FAZaS«-Lektüre.
In der heutigen Folge des munteren Kränzchens »Fragen Sie Reich-Ranicki« ist der wohl (lange Zeit) mächtigste Strippenzieher der Nachkriegsliteraturkritik so frei, auf zwei Anfragen die Science Fiction betreffend Auskunft zu geben. Ich paraphraisiere mal.
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Der eine Fragende will wissen, wie es MRR mit der SF hält und nennt als Beispiele die Autoren Isaac Asimov und Stanislaw Lem (beide tot); der andere Fragende nennt auch Lem und will von MRR wissen, warum die hiesige Literaturkritik wenn, dann zumeist SF nur im Zusammenhang mit Toten (H.G. Wells, Jules Verne) würdigt.
Dem Marcel tut es erstmal leid, denn mit SF habe er sich nie ernsthaft beschäftigt. Ja, in seiner frühen Jugend habe er durchaus Verne und, ach, in den Fünfzigern auch Lem gelesen, aber Shakespeare, Schiller, Tolstoi, Teschechow, Flaubert und Fontane verdrängten diese dann. Zu Lem sei er nicht mehr zurückgekehrt, habe ihn aber in Warschau als höchst gebildeten, intelligenten, liebenswürdigen und sympathischen Menschen kennengelernt. Und noch mehr ausweichendes Erinnerungsgefasel am Gegenstand vorbei über eine Reise zusammen mit Lem durch die DDR im 56er-Jahr, wo die beiden nie über Literatur sprachen und überhaupt fand MRR die Unterhaltungen mit Lem zwar interessant aber auch anstrengend; so habe Lem nicht mitbekommen, dass MRR seine frühen Werke zwar amal gelesen hat, aber seine späteren gar nicht zur Kenntnis nahm. Und (wie überaus relevant für die Frage) der gute Lem habe MRR später ab und an in Hamburg besucht. Aber ganz wichtig: da war Lem schon ein berüüüüühmter Schriftsteller.
Zur Sache mit der gegenüber SF so ignoranten heimischen Literaturkritik weiß MRR korrekt zu konstatieren, dass dieses Genre trotz seiner Erfolge beim Publikum bei der Kritik nur dürftiges Echo zeitigt, und dass dies freilich kein Zufall sei. Woran das liegt (Achtung festhalten, jetzt kommt hochkonzentriertester Stuss): Die Vorzüge der Science Fiction-Prosa hätten nun mal mit Kunst (besser wohl: Kunscht) nichts zu tun! — »Womit denn dann?«, frag ich mich da. Mit Statik oder Statistik? Mit Teegebäck? Mit Feinrippunterwäsche? Oder gar mit diesen klebrigen Fuseln, die man nach einem 3-monatigen Suvival-Trekkingurlaub in Wales (oder Tirol) bisweilen ausm Bauchnabel zu puhlen vermag?
Abschließend bittet MRR nochmal um Verständnis und Nachsicht für diese seine (Bildungs- & Interessens-)Lücke.
Soviel Offenheit treibt meinen Puls zum ›Hau den Lukas‹-Spiel und läßt die Glocke dauerbimmeln.
Tags: Belletristik: Phantastik, Genre, Literatur, medien, Reich-Ranicki, Science Fiction
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21.10.2007 um 20:58 Uhr
An sich kann man alles, was man über MRR jenseits seiner Selbstdarstellungstalente wissen muss aus dem TABU-Tagebuch von Rühmkorf entnehmen. Danach wusste ich, dass ich nix was der mann sagt für etwas anderes nehmen muss als für Wichtigtuerei oder Eitelkeit. D.h. es wird an sich nur des Effektes wegen geäußert (die wenigen male in denen in in der Lage war, das Quartett zu sehen hat sich das an seiner Taktik jedes mal bestätigt: warten und dann das Gegenteil von allen sagen). Das war mir an sich schon vorher klar als er mal was Megadummes (will, die an die dies lesenden Juristen, sagen: angrenzend Unüberlegtes) über Paul Auster sagte (nämlich dass Auster ihm, MRR nichts zu sagen habe, und dass das gegen Auster spreche – ich denke: Wenn Auster zu MRR reden würde, würde das eher gegen Auster sprechen, der um den Faktor 8 zillionen mehr Poesie in der Linken Zehe hat als MRR in 10 geklonten seiner Hirne.)
(Falls obiges als Schmähkritik zu verstehen sein sollte, so möchte ich anmerken, dass es sich lediglich um ein literarisches Bild handelt und dass MRR supergenial ist und nur Auster halt noch viel toller 😉 ).
Was ich eigentlich nur sagen wollte: Tröste dich, Molosovsky, MRR hat schon genug Schaden angerichtet, man sollte ihn möglichst bald einfach nicht mal mehr ignorieren.
28.10.2007 um 17:21 Uhr
Das arme Reich des Herrn Raniczki
Rrein rrhetorisch läge ich mich hierr an deinen Teich, den du
hast angelägt in vielen arrbeitsreichen Stunden und frrage
mich, ob hierr und da nicht Bässsrress möglich wääre.
Ich habe ätwas gägen wilden Wuchs von Lotos oder Schilf.
Am Uferr also liegend,
gäbe zu dein Moos ist weich,
rreiche ich Dir gönnerrhaft die Schääre meines Scharrfsinns.
Wir wollen sähen, ob zusammen wir die Kulturr ans Wasserr bringen.
Was sagst Du da und ställst Dich hin: Narziss?
Du meinst, ich küss die eigene Tiefe nurr in Deinem Wassärspiegel?
Du kännst mich schlächt, ich piss hinein, habe sälberr keinen.