Mittwoch, 04.10.2006 | 10:42 Uhr

Autor: Oliver Gassner

Verlage, Web 2.0 und das Forum Innovation

Erhardt F. Heinold von der Unternehmensberatung, die das Forum Innovation seit 2003 organisiert eröffnet am Mittwoch um 10 Uhr das „Forum Innovation“ Schwerpunktthema des Forums ist „Volltextsuche Online“ (voll innovativ ey 😉 ).

Der Eröffnungsvortrag befasst sich bin dem schönen und durchaus publikumsmagnetischen Thema „Web 2.0 und Verlage“.

Web 2.0 ist Hypethema: Was könne wir damit anfangen? Fragt Heinold.

Der Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass die ‚klassische Mediennutzung‘ durch Internetnutzung abnimmt. Sei es bei Spielekonsolen, Radio Magazinen und Lokalzeitungen, Videos und DVD-Nutzung und sogar bei der Glotze. Am meisten verlieren die landesweiten Zeitungen ans Netz mit 25%.

„Vor fünf Jahren war die Welt in Ordnung – jetzt ist die Welt nicht mehr in Ordnung.“ Heinolds Beispiel: 2006 wird Google genau den selben Werbeumsatz haben wie Gruner+Jahr. (Was, nur? 😉 )

Angeblich haben 20% der Bevölkerung schon einen Social Networking Site benutzt (Dating, oder was? Gilt Porno? Dann glaub ich’s.)

Heinold erklärt Tag-Clouds. Neben mir sitzt Heiner Wittmann (Kunde von mir, der hier zufällig auftauchte (was heißt zufällig). Der findet Tagclouds doof und sagt: „Sie bloggen jetzt sicher nur was ich dazu sage.“ Nicht nur ;).

Jetzt rief ne Dame von dpa an (Date morgen), und ich steige wieder ein als Heinold sagt. Wir vernetzen Menschen und Technik sei irrelevant. Der Mann hat erstaunlich recht dafür dass er mir gegenüber vor dem Vortrag noch behauptet hat zu dilettieren. Er folgt wahrscheinlich der Devise von Ben Hammersley, der sagt: „Klau von den Besten.“ //Grins// (er schreibt auch ne Tabelle von O’Reilly nem englischen Berater-Kollegen zu, macht nix…)

Damit jedenfalls ist die Karte der Herausforderungen für die Verlage ausgelegt:

Wie macht man sich die Smart Mobs zu Nutze (wie Amazon), wie verknüpft man Privatmenschen (wie eBay), Blogs entwickeln sich in journalistische Richtung und machen zum Beispiel bei Kriegen und Katastrophen (Paradebeispiel der südasiatische Tsunami) den klassischen Medien Konkurrenz.

Verlage können „verlässlichen und qualitativ hochwertigen“ (so die Idee) Markencontent vermitteln – aber, sag ich mal, auch die neuen 2.0-Dinger sind eben langsam Brands. Und wie Heinold sagt könnte der Markenkern der Wikipedia der Narzissmus der Nutzer sein. (Ach was, es ist die Tatsache, dass man da findet, was man sucht und nicht alle 2 Jahre n neues Lexikon kaufen darf.)

Der große Schatz der Communities sind die Profile ihrer Mitglieder und der Zugang, den sie der Werbewirtschaft zu ihren Nutzern bieten können.

Bei Google sucht nicht der Werber eine Zielgruppe wie in der ‚Klassik‘ sondern durch kontextsensitive werbe selektieren die Nutzer selbst ihre Werbung indem sie nach ihren Interessen suchen.

Gruner+Jahr expandiert in Richtung 2.0, Holtzbrink hat ein eLab und andere Verlage bewegen sich in ähnliche Richtung. (Zum Bleistift FOCUS, dessen Jochen Wegner sitzt am Freitag aufm Panel und danach sind wir grob zum Reden verabredet. (Glaub ich 🙂 )

Und woher kommen die Umsätze? Erste interessante Ansätze gibt es, zum Beispiel bei Rowohlt – die Heinold explizit erwähnt – und einige andere.

Am Schluss murmle ich Heinold noch zu, dass ich ein bisschen lieb und ein bisschen respektlos sein werde (genauer: beim Mitschreiben schon war). „Ich werd immer verbloggt“, lächelt er. Als Innovator ist er das langsam gewöhnt.

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4 Kommentare

  1. Jochen Wegner Says:

    Jaja, wir sind verabredet 🙂

  2. Ehrhardt Heinold Says:

    Lieber Herr Gassner,

    dafür, dass Sie „ein bisschen respektlos“ zu mir sein wollten, komme ich ja ganz gut weg ;-)) Bei einem solchen Hype muss man Berater und alle schlauen Interpretaroren einfach etwas zausen.

    In jedem Fall Danke für die zusammenfassende Kommentierung! Der gesammte Vortrag kann übrigens von meiner Website kostenlos downgeloaded werden.

  3. Oliver Gassner Says:

    @EH:

    Na, ich war positiv überrascht ein paar der Sätze bzw. Ideen „von da oben“ zu hören, die ich schon seit Mitte der 90er ‚predige‘ (nicht ich allein, aber manchmal kommt man sich verdammt einsam vor)

    Wie
    a) das Netz verbindet nicht Rechner sondern Menschen (wenn man mal ‚Where Wizards Stay Up Late‘ liest (an sich Pflichtlektüre für Netz-Menschen), stellt man fest, dass es vor allem engagierte Einzelpersonen waren, die ihre Kreativität in dieses ‚Zeug‘ getseckt haben, das eben nur aussah wie technik, aber viel mehr ist.

    b) Man hat eben die Menschen ignoriert. Der Fehler der Bubble 1.0 war eben, dass da ne Horde BWLer ohne Respekt für die bereits im Netz gewachsene Kultur versucht hat, das ‚Netz zu kaufen‘. Beziehungen aber zu kaufen, das wird nicht funktionieren. Und an dem Fakt könnte sich die Bubble 2.0 eventüll ebenfalls einen Körperteil stoßen. Die ersten Krisen tauchen bei Facebook und OpenBC ja schon auf. Und solche Netze wachsen nicht nur exponentiell, sie implodieren auch mal ganz elegant. (Wo sind Altavista und Hotbot? Wird Google ewig No 1 sein?)

    Wir ham schon viel gesehen, wir werden noch ne Menge zu sehen kriegen.

  4. molosovsky (Alexander Müller) Says:

    Ich fand diese runde über web 2.0 ziemlich gruselig. Okey, diese ganzen bildchen- und video-gemeinschaften efüllen die these, das dereinst jeder ein star für 15 leute (oder für 15 minuten) sein wird.

    (— Drückt leuten in sozialen spannungsgebieten zeugenschafts-kameras und -technik in die hand; DAS ist sinnvoller umgang mit den neuen techniken. Filmt eure vorgesezten beim koksen aufm klo, oder beim korrumpieren bzw. bestechlich sein. —)

    Nun aber soll dann bald mal jeder netzel-nutzer mit kamera und mikro zu nem potentiellen comedy (oder so) star werden können? Hey, ich halt ja die profi-leute auf dem gebiet schon nicht aus (wenns nicht grad altmodische polit-kabaret-veteranen sind). Wenn ich vom privatfernsehen schon ausschläge und schüttelfrost bekomme, warum sollte ich dann toll finden, daß die morlock-fans dieser sender nun ihren eigenschmarrn verbreiten. — Hat eigentlich schon jemand darüber nachgedacht eine Fun-Steuer für sinnlose leitungsverschwendung einzuführen?

    … the best lack of convicition, while the worst are full of passionate intesity …

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