Dienstag, 13.10.2015 | 16:41 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Ulrich Peltzers „Das bessere Leben“ stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2015. Als Leser braucht man sehr viel Kraft und eisernen Willen, um diesen Roman durchzustehen. Der 1956 geborene Autor taucht in die Köpfe einer fast unüberschaubaren Vielzahl von Figuren ein und bedient sich dabei der literarischen Technik „Bewusstseinsstrom“ – das heißt, er schreibt das auf, was die Figuren gerade denken. Und da Gedanken eben oft aus Halbsätzen bestehen oder wild durcheinander von einem Thema aufs nächste springen, ist das Ergebnis ein gewisses Text-Wirrwarr.
Wer das schon rein konzentrationsmäßig durchhält, wird zuweilen mit schönen Momenten belohnt, in denen der Roman so etwas wie einen (Gedanken-)Sog entwickelt, dem man sich kaum entziehen kann.
Doch solche Momente muss man sich hart erarbeiten. Immer wieder tragen einen die vielen Kapriolen dieses Romans aus der (Lese-)Kurve.
Es ist deshalb schon gar nicht ganz einfach zu sagen, worum es in diesem Buch eigentlich genau geht. Zentrale Figur ist Jochen Brockmann, ehemals Linker, jetzt erfolgloser – aber frisch verliebter – Sales Manager kurz vor dem Rausschmiss.
Es geht also um moderne Wirtschaftswelten, linkes Leben zu Zeiten des Vietnam-Krieges, um eine erwachende Liebe, um familiären Halt und um vieles mehr. Handelte es sich um ein Musikstück, würde man vielleicht kritisieren, das Ganze sei ein wenig überinstrumentiert – und zwar in formaler wie thematischer Hinsicht.
Positiv lässt sich sagen: „Das bessere Leben“ ist ein Roman, der sehr nah bei seinen Figuren ist – nämlich direkt in ihrem Kopf. Und das, was sie denken, wirkt durchaus stimmig und psychologisch glaubhaft.
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Ulrich Peltzer: Das bessere Leben.
Fischer, Juli 2015.
448 Seiten, Gebundene Ausgabe, Juli 2015.
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