Dienstag, 10.04.2012 | 13:37 Uhr
Autor: Ilka Sundermann
Luise, die Hauptfigur in Sarah Kuttners Roman „Wachstumsschmerz“, ist 32 Jahre alt und befindet sich Mitten in einer „Quarterlife Crises“. Das Leben mit über dreißig überfordert die Romanheldin, die das Gefühl hat, nur Erwachsen zu spielen. Ihr Leben fühlt sich momentan für sie falsch an. Die Tatsache, dass sie zum ersten Mal mit ihrem Freund in eine gemeinsame Wohnung zieht, macht ihr Angst und der Gedanke, dass sie gerade dabei ist, zahllose berufliche Möglichkeiten ungenutzt an sich vorbeiziehen zu lassen, bereitet ihr schlechte Laune. Obwohl Luise ihren beruflichen Stillstand hinnimmt, leidet sie insgeheim darunter, für nichts mehr „zu brennen“ und keinen „Hunger“ mehr zu verspüren. Im Verlauf der Handlung betrachtet sie ihr Leben und zieht Bilanz. Sie hinterfragt kritisch, warum sie mit 32 noch nicht verheiratet ist, noch kein Kind hat und schon am Ende ihrer Karriere angekommen zu sein scheint. In Auseinandersetzungen mit ihrem Vater, der kein Verständnis für ihre nicht vorhandenen Karriereabsichten hat, aber auch in Gesprächen mit anderen ihr nahestehenden Personen, mit denen sie über ihre innere Unzufriedenheit spricht, wird ihr bewusst, dass sich die Regeln für das Leben ab 30 plötzlich geändert haben. Karriere, Heirat und Kinder stehen nun auf der Tagesordnung und genau damit hat sie so ihre Probleme. Die Frage, die sie sich stellt, ist, ob man wirklich alle Chancen des Lebens nutzen sollte und findet für sich persönlich gegen Ende des Romans zumindest ansatzweise eine Antwort.
Sarah Kuttner veranschaulicht am Beispiel ihrer Protagonistin das Dilemma vieler junger Menschen der heutigen Ü-Dreißiger-Generation. Das Werk zeichnet sich durch seine originelle Sprache, seinen frechen Humor und darüber hinaus auch durch seine Ernsthaftigkeit, Klugheit und Ehrlichkeit aus. Dem Leser fällt es leicht, sich mit der Romanheldin zu identifizieren. Ein großes Lesevergnügen!
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Sarah Kuttner: Wachstumsschmerz.
Fischer 2011.
281 Seiten, Broschur, 16,99 Euro.
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