Sonntag, 15.08.2010 | 19:15 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Ein Krimi und doch viel mehr als ein Krimi – das ist „Cash“ von Richard Price.
Die New York Times hat das 2008 unter dem Titel „Lush Life“ erschienene Original hoch gelobt. Es sei ein „emotional intensives Herzschlagportrait New Yorks und seiner Bewohner“ – eine Einschätzung, der man sich nur anschließen kann. „Cash“ bietet eine selten gelesene Genauigkeit von Gedankengängen und Dialogen. Fast fühlt man sich in einen Film in HD-Schärfe über das Kleinkriminellen- und Polizei-Milieu der Lower East Side in New York versetzt. Wer also einfach nur wissen will, wie dieser Teil der Welt tickt, kann diesen Thriller wie ein Sachbuch lesen.
Die Handlung: Drei Männer werden nachts überfallen. Als einer sich den beiden jugendlichen Angreifern entgegen stellt, wird er erschossen. Bei den Vernehmungen verstrickt sich eines der überlebenden Opfer, Titelheld Eric Cash, in Widersprüche, so dass er selbst unter Mordverdacht gerät. Die Polizei weiß nicht, wem sie glauben soll und tappt lange im Dunkeln.
Die Kehrseite des Lobes: Genauigkeit braucht Platz. Und so kommt die Handlung nur schwer in Fahrt. Wenn sich die Vernehmungen im Kreis drehen, dreht sich der Leser mit. Auch taucht zu Anfang eine Vielzahl von Figuren auf, so dass man sich konzentrieren muss, um den Überblick zu behalten. Doch wer diese Mühen auf sich nimmt, wird mit einem intensiven und vielschichtigen Lesegenuss belohnt.
Richard Price (60) hat die Drehbücher zu so bekannten Kinofilmen wie „Die Farbe des Geldes“ (Regie: Martin Scorsese) mit Paul Newman und Tom Cruise, „Sea of Love – Melodie des Todes“ mit Al Pacino oder „Night and the City“ mit Robert de Niro geschrieben.
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Richard Price: Cash.
S. Fischer-Verlag, Mai 2010.
528 Seiten, Hardcover, 19,95 Euro.
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