Montag, 10.10.2016 | 08:56 Uhr

Autor: Andreas Schröter

Peter Terrin: Monte Carlo

Peter Terrin: Monte Carlo«Monte Carlo 1968: Kurz vor dem Start des Formel-1-Rennens kommt es just in dem Moment zu einer gefährlichen Stichflamme, als die umjubelte Schauspielerin Deedee einen Gang durch die Boxen unternimmt.

Einer der Mechaniker wirft sich zwischen sie und die Flamme und wird dabei schwer verletzt. Die Schauspielerin aber kann unversehrt von ihrem Leibwächter in Sicherheit gebracht werden. Soweit die Ausgangssituation in Peter Terrins kurzem Roman „Monte Carlo“.

Doch was hier wie ein Heldenepos à la „Bodyguard“ mit Whitney Houston und Kevin Costner klingt, entpuppt sich im weiteren Verlauf als psychologisches Drama. Retter Jack Preston, der sich zu Hause in seinem englischen Heimatdorf nur langsam von seinen Brandwunden erholt, hofft auf ein Zeichen der Dankbarkeit von Deedee, die er aus der Ferne immer mehr anbetet. Doch stattdessen feiern die Medien jenen Leibwächter als Helden. Für Jack kommt es noch schlimmer: Seine Arbeitgeber bei der Formel 1 kündigt ihm.

„Monte Carlo“ ist ein Roman über fehlende Anerkennung und das Gefühl, unfair behandelt zu werden – etwas, das sich zu einem unguten und womöglich sogar gefährlichen mentalen Zustand beim Betroffenen hochschaukeln kann. Tatsächlich gerät das Leben Jacks aus den Fugen. In seinem Ort, wo die Menschen ihn zunächst als Helden feiern, fühlt er sich mehr und mehr isoliert. Auch stören ihn zunehmend die sexuellen Annäherungsversuche seiner Frau. Peter Terrin, ein 1968 geborener flämischer Autor, bedient sich in diesem Roman einer sehr knappen, lakonischen Sprache. Auch die Kapitel – manchmal bestehen sie nur aus einer halben Seite – sind sehr kurz gehalten. Dadurch ist der Leser gezwungen, viel „zwischen den Zeilen“ zu lesen – sicher eine Gratwanderung: Manchmal entsteht er Eindruck, dieser oder jener Szene hätte auch eine etwas detailliertere Ausarbeitung gut getan.

Peter Terrin lässt nostalgische Bilder vor dem Auge des Lesers entstehen. Sie handeln zum Beispiel von einem Monte Carlo, in dem Fürst Rainier an der Seite Grace Kellys dem Start des Rennens beiwohnt.
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Peter Terrin: Monte Carlo.
Berlin Verlag, September 2016.
192 Seiten, Gebundene Ausgabe, 18,00 Euro.

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