Samstag, 14.06.2008 | 15:43 Uhr
Autor: Andreas Schröter
„Graffiti my Soul“ gehört in die große Sparte der Romane, in denen es um die Schwierigkeiten beim Heranwachsen geht. „Der Fänger im Roggen“ ist vielleicht der prominenteste Vertreter dieses Genres: Jugendlicher Held hat mit allerlei Widernissen zu kämpfen. Neuere Vertreter des Genres sind „Slam“ von Nick Hornby oder „Jesus von Texas“ von D.B.C. Pierre.
Besonderheit des Romans von Niven Govinden, geboren 1973, ist, dass sein 15-jähriger Held Veerapen durchaus auch negative Züge hat. Er „klatscht“ Erwachsene, das heißt, er verprügelt gemeinsam mit seinem Kumpel Jason Fußgänger, um die Gewaltszenen auf Handy zu bannen. Solches „Materiel“ ist wertvoll in seinen Kreisen und lässt sich gut tauschen. Dem Buch tun solche Szenen gut – sie fördern seine Glaubwürdigkeit.
Veerapen ist halb Tamile und halb Jude, weswegen er in der Schule gelegentlich gehänselt wird. Seine Eltern haben sich getrennt, er lebt bei seiner alkoholgefährdeten Mutter. Als talentierter Läufer arbeitet er mit einem Trainer zusammen, der als Kinderschänder gilt. Doch damit nicht genug: Kürzlich ist Veerapens Freundin Moon gestorben, für dessen Tod er sich verantwortlich fühlt. Genug Probleme für einen 15-Jährigen.
Govinden setzt in seinem Buch – sprachlich den jugendlichen Protagonisten angemessen – ein Mosaik aus Rückblenden zusammen, das erst in seinem vorletzten Kapitel erklärt, wie es zum Tod des Mädchens kommern konnte. Ein interessanter und spannender Romanaufbau.
Interessant ist auch das Cover dieses in Deutschland lediglich als Taschenbuch erschienenen Titels: Es weist schwarze Druckflecken auf, wirkt wie ein Fehldruck: dreckig und verschmiert – und passt damit auf geniale Weise zum Buchinhalt: Veerapens Leben weist ebenfalls einige unschöne Flecken auf.
Für alle Fans des Genres ein empfehlenswerter Titel.
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Niven Govinden: Graffiti my Soul.
Kiepenheuer & Witsch, April 2008.
285 Seiten, Taschenbuch, 8,95 Euro.
Tags: Graffiti my Soul, Heranwachsende, Jugendliche, Niven Govinden
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