Dienstag, 24.04.2012 | 08:58 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Dass Niccolò Ammaniti schreiben kann, wissen Fans des 1966 geborenen Römers. Doch bei seinem neuesten Werk, „Du und Ich“ währt das Lese-Vergnügen nur kurz. Lediglich knapp 150 sparsam bedruckte Seiten kurz ist diese Geschichte. Eigentlich mehr eine Erzählung als ein Roman. Das kann man in zwei Stunden durchlesen.
Der 14-jährige Lorenzo scheut den Kontakt zu seinen Mitmenschen, worüber sich seine Mutter sorgt. Um ihr eine Freude zu machen, erzählt er ihr, er sei von Mitschülern zu einer Skifreizeit eingeladen worden. Doch statt diese – erfundene – Einladung wahrzunehmen, versteckt er sich für eine Woche im Keller seines Elternhauses, wo er sich Videospielen, Horror-Romanen und dem süßen Nichtstun hinzugeben gedenkt. Doch es kommt anders: Lorenzos drogenabhängige Halbschwester Olivia taucht auf. Sie kämpft mit schweren Entzugserscheinungen, so dass sich Lorenzo entscheiden muss: Taucht er weiter in seine Videospiel-Welten ab, oder versucht er, ihr zu helfen.
Das stilistisch hervorragend geschriebene Büchlein lässt den Leser inhaltlich etwas ratlos zurück. Was soll diese kleine Geschichte bedeuten? Dass man auch dann Verantwortung für seine in Not geratenen Mitmenschen übernehmen muss, wenn man versucht, sich von genau diesen abzuschotten? Irgendetwas in dieser Art vermutlich. Letztlich insgesamt nicht ganz so überzeugend wie Niccolò Ammanitis zuletzt auf Deutsch erschienener Roman „Wie es Gott gefällt“ (2008).
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Niccolò Ammaniti: Du und Ich.
Piper, März 2012.
150 Seiten, Gebundene Ausgabe, 14,99 Euro.
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