Sonntag, 20.07.2008 | 11:32 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Intelligent, lebensbejahend und von einer herrlichen Leichtigkeit – das ist Muriel Barberys Roman „Die Eleganz des Igels“ – insgesamt ein wunderschönes Buch.
Tagebuchartig erzählen zwei Bewohner eines Pariser Stadthauses von ihrem Leben: die alternde Concierge Renée und die hochbegabte Schülerin Paloma.
Renée ist 54 Jahre alt, hat Hühneraugen und nach eigenen Angaben in manchen Morgenstunden Mundgeruch wie ein Mammut. Außerdem interessiert sie sich brennend für Kunst, Literatur und Philosophie, ein Umstand, den sie vor den snobistischen Mitbewohnern des Hauses zu verbergen sucht. Er passt ihrer Meinung nach nicht zu einer Concierge.
Paloma ist erst zwölf Jahre alt und leidet an ihrer schrecklichen Familie. Pünktlich zu ihrem 13. Geburtstag will sie sich umbringen.
Die Zustände ändern sich, als ein japanischer Filmregisseur in die Rue Grenelle 7 einzieht. Er bezaubert die beiden so unterschiedlichen Ich-Erzählerinen, und sowohl Renées Versteckspiel als auch Palomas Selbstmord-Absichten bekommen Risse.
Es macht einfach Spaß, dem Leben und den Ansichten der beiden sympathischen Hauptfiguren zu folgen. Interessante Exkurse in Philosophie und Kunst runden das Lesevergnügen ab. Atmosphärisch ist das Buch vielleicht mit dem französischen Erfolgsfilm „Die wunderbare Welt der Amelie“ zu vergleichen. Hier wie dort geht es vor allem um die Menschlichkeit und um die Beziehungen der Menschen zueinander.
In Muriel Barberys Roman ist lediglich das Ende nicht mehr ganz so überzeugend, weil es ein wenig in Kitsch abzugleiten droht. Doch für 20 zweifelhafte Seiten am Schluss entschädigen die gelungenen 340 zuvor.
„Die Eleganz des Igels“, inzwischen in 31 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, wurde in Frankreich zu dem literarischen Bestseller des Jahres 2007. Unbedingt empfehlenswert !
Tags: Die Eleganz des Igels, Frankreich, Französische Literatur, Literatur, Muriel Barbery
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30.07.2008 um 23:18 Uhr
schöne rezension!
habe das buch gerade meiner frau bestellt und fühle mich in meinem kauf bestätigt! hoffentlich erfüllt der roman die erwartungen…
torsten
03.08.2008 um 23:28 Uhr
Das Buch habe ich auch gelesen und fand es wunderschön. Bei anderen Büchern habe ich oft das Gefühl, dass sie „nach Schema“ vorgehen, und dass gewisse Charaktere in ganz vielen Büchern unterschiedlicher Autoren auftauchen( das nennt man dann wohl Klischee). Hier fand ich die Charaktere (und von denen lebt dieser Roman) wirklich einzigartig und liebevoll ausgearbeitet).
05.08.2008 um 12:51 Uhr
da kann ich mich nur anschießen. Tolles Buch!
05.08.2008 um 12:52 Uhr
da kann ich mich nur anschließen. Tolles Buch!
14.10.2008 um 14:58 Uhr
In unsere Leserunde wurde das Buch ausgesucht und ich war und bin begeistert.Die Figuren wunderbar beschrieben, mit Geist und vielen Lebensweisheiten,—sehr schön. Die Beschreibung der Gefühle beim Hören eines Chores(Seite 203) haben mich berührt und genau meine eigenen Empfindungen widergegeben.Sollte man lesen!
10.07.2009 um 22:25 Uhr
[…] Spiegel-Rezension Negative Rezension bei aufgelesen.org Liisas Litblog Whiteboard Walküre Literaturwelt Kommentar […]
29.01.2010 um 12:19 Uhr
[…] Besprechung in der Literaturwelt […]
09.02.2010 um 10:50 Uhr
Die Eleganz des Schreibens wird für mich in diesem Buch lesbar und spürbar. Die sensible Wahrnehmung in den Beobachtungen, Empfindungen und Gedanken der Protagonisten lassen auf einen großen Wahrnehmungs – und Empfindungsraum der Schriftstellerin schließen.Beeindruckend ist ebenso die gekonnte Mischung von Humor und Schlagfertigkeit im Wechsel mit Feinfühlichkeit , Nachdenklichkeit.