Sonntag, 11.11.2007 | 14:44 Uhr
Autor: Barbara Wenz
Eine Ärztin will beim Wandern im Pfälzer Wald verdächtig menschenähnliche Knochen in einem Wildschweinpferch gesehen haben. Die Ludwigshafener Kripo, unter Leitung von Kriminalkommissarin Bettina Boll, ermittelt auf den verschneiten und vereisten Wanderwegen um Bad Dürkheim, unterhalb der Hardenburg. Der winterliche Wald bildet den tristen Rahmen für die rätselhaften Beziehungen der Einheimischen und Zugezogenen: Vom Verkauf eines abgelegenen Gutshofes an Neonazis ist die Rede, einer mazedonischen, illegal arbeitenden Pflegekraft, die verschwand – und schließlich ist da noch die gute Freundin der Ärztin, die von einem Wanderausflug nicht mehr zurückkam. Monika Geier entwickelt das Beziehungsgeflecht der Ortsansässigen und Zugezogenen in dem kleinen Tal sorgfältig, um schließlich Stück um Stück vor uns zu enthüllen. Nur soviel sei gesagt: Bei einem Mord bleibt es nicht, und Bettina Boll, deren Konterfei in einer großen deutschen Boulevardzeitung erscheint, handelt sich den üblichen Ärger mit ihren Vorgesetzten ein.
Das alles ist unterhaltsam zu lesen, pflichtgemäß erscheint auch ein Komparse, der Dialekt spricht, nur Bettina Boll bleibt trotz Regenbogen-Kaffeetasse viel farbloser als in den Krimis zuvor. Dass sie tatsächlich die zwei kleinen Kinder ihrer an Krebs verstorbenen Schwester zu versorgen hat, ist nicht besonders glaubwürdig geschildert. Sie sind Ornament, das uns Bolls Privatleben näher bringen soll und werden zur Kenntnis genommen, ein fühlbarer Zwiespalt erwächst daraus aber kaum. Für den fünften Band der Reihe wünsche ich mir eine Kommissarin mit (wieder) mehr Privatleben.
Monika Geier, der Tobias Gohlis von der Zeit die „Bösartigkeit aller guter Krimiautorinnen“ bescheinigt, hat mit Schwarzwild ihren vierten Boll-Roman vorgelegt. Für ihr Debüt „Wie könnt ihr schlafen“ wurde sie mit dem „Marlowe“-Preis geehrt.
Tags: Autorin, Belletristik: Krimi, Pfalz
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