Sonntag, 06.08.2006 | 21:03 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Von Täuschungen, dem schönen Schein und vom Sex handelt Martin Walsers neuer Roman „Angstblüte“.
Das sind Themen, die den mittlerweile 79-Jährigen mehr oder weniger seit rund 50 Jahren beschäftigen. Exemplarisch seien hier „Ein fliehendes Pferd“ (1983), „Ehen in Philippsburg“ (1957) und „Der Augenblick der Liebe“ (2004) genannt – Werke also aus ganz unterschiedlichen Schaffensperioden des Autors.
In „Angstblüte“ steht der 70-jährige Münchner Anlageberater Karl von Kahn im Mittelpunkt. Er verliebt sich in eine 33-jährige Schauspielerin, verlebt mit ihr ein paar wunderbare Tage, muss dann jedoch feststellen, dass er getäuscht wurde …
Geschrieben ist das 477 Seiten starke Buch im schon legendären „Walser-Sound“, jenem charmant-amüsanten Stil, der vor allem Walsers frühere Texte auszeichnete und den Ruhm des Autors begründete. Somit ist „Angstblüte“ ein positiv zu nennender Schritt zurück – weg von jener Bitternis und Trockenheit späterer Texte (wie beispielsweise „Finks Krieg“ – 2001), für die Walser zu Recht viel Kritik einstecken musste.
Der Leser erlebt die gesamte Handlung aus der Innensicht der Hauptfigur – eine Erzählhaltung, die ebenfalls typisch ist für diesen Autor. Viel Innerer Monolog, viele Passagen, in denen lediglich die Gedanken Karl von Kahns wiedergegeben werden, sind die logische Folge.
Teile der Handlung spielen im Milieu der Geldanleger. Manchmal beschreibt Walser die finanziellen Transaktionen etwas zu detailverliebt, so dass Leser, die sich für Geldgeschäfte weniger interessieren, trotz des positiven Gesamteindrucks einige Längen in Kauf nehmen müssen.
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Martin Walser: Angstblüte, Rowohlt, 22,90 Euro, ISBN: 3498073575
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10.08.2006 um 13:00 Uhr
Finde ich eine gute Idee, Bücher vorzustellen. es sollte wieder mehr gelesen werden.