Montag, 28.05.2007 | 10:06 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Mark Haddon gelingt in „Der wunde Punkt“ ein schwieriger Balanceakt: Sein 450-Seiten-Familiendrama ist einerseits ungemein unterhaltsam, andererseits psychologisch tiefgründig und stimmig.
Hauptfiguren sind die vier Mitglieder der Familie Hall. Vater George droht nach seiner Pensionierung verrückt zu werden. Er bildet sich ein, Krebs zu haben und versucht sich mit einer Schere selbst zu operieren. Wähenddessen vergnügt sich Mutter Jean beim Seitensprung mit einem Ex-Kollegen ihres Mannes – der schwule Sohn Jamie muss das Ende einer Beziehung verkraften, und die impulsive Tochter Katie weiß nicht, ob sie ihren Freund Ray heiraten soll oder nicht. Die gesamte Handlung steuert auf die Rede des Brautvaters am Tag der Hochzeit zu, bei der alles im Chaos zu versinken droht. Das Ganze ist stellenweise so spannend und kurzweilig wie ein Krimi. Auch der Humor kommt nicht zu kurz.
Es bleibt für die real existierenden Vier-Personen-Familien dieser Welt zu hoffen, dass die Geschehnisse in „Der Wunde Punkt“ eben doch etwas jenseits des ganz normalen Wahnsinns liegen. Aber in Büchern darf es schließlich zugunsten der Unterhaltsamkeit ein bisschen verrückter zugehen als in der Realtität.
Dem englischen Autor Mark Haddon, geboren 1962, jedenfalls gelingt mit diesem Roman bereits sein zweiter Streich, nachdem sein Erstling „Sugergute Tage oder die Sonderbare Welt des Christopher Boone“ (deutsch 2005), in dem es um einen 15-jährigen Autisten geht, geradezu mit Literaturpreisen überhäuft worden ist.
Fazit: Sehr empfehlenswert!
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Mark Haddon: Der wunde Punkt.
Karl Blessing Verlag, München, Februar 2007.
448 Seiten, Hardcover.
Tags: Blessing, Der wunde Punkt, englische Literatur, Haddon
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28.05.2007 um 11:28 Uhr
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