Mittwoch, 01.11.2017 | 10:54 Uhr
Autor: Christiane Geldmacher
Es ist ein interessanter Ansatz: Question Thinking (QT) soll dazu führen, dass man das eigene Denken beobachtet und infrage stellt. Nicht reflexhaft reagieren, sondern nachdenken. Das, so Marilee Adams, führe zu „klügeren Entscheidungen und produktiveren Ergebnissen“. Und ja: Würden wir uns das nicht auf so vielen Ebenen wünschen? „Question thinking“ lehre auch, die besseren Fragen zu stellen. Das möchte man so vielen Fernsehjournalisten ins Gästebuch schreiben, die groteske Statements von Politikern unhinterfragt lassen, nur weil sie sich auf das Ablesen der nächsten Frage anstatt aufs Zuhören konzentrieren.
Der Ansatz ist also erstmal erfrischend und man liest gespannt ins Buch hinein. Es wird jedoch rasch etwas zäh, weil das Buch dann doch vielleicht etwas zu amerikanisch für das deutsche Publikum ist. Denn die Autorin erzählt in Anekdoten, wie sich im Berufsleben die Einstellung ändern kann. Da ist sehr viel von „Ben war nicht glücklich mit …“, „Joseph zufolge …“, „Grace hakte nach …“, „Charles schüttelte den Kopf …“ und „sagte ich zögernd“ die Rede. „Sagte ich zögernd“ beschreibt den langsamen Erkenntnisprozess des zählerischen Ichs, und kommt deswegen ziemlich oft vor.
Im Grunde läuft dann alles auf die „12 Tools des Question Thinking“ heraus, zu denen unter anderem „Den inneren Beobachter stärken“, „Die Kraft der Fragen stärken“ und „Von Umschaltfragen profitieren“ zählen. Das liest sich wie eine Art Arbeitspsychologie für Anfänger. Alles ist richtig, alles ist gut. Für diejenigen, die es noch nicht wissen, bringt das Buch etwas. Auch wenn man sich fragt, wie weit unten die Messlatte liegen kann, damit diese Art von Ratschlägen einen Erkenntnis- und Handlungsmehrwert besitzen. Und dennoch: Wenn man sich zum Beispiel die Unternehmens-, aber auch die Weltpoltik so anschaut – in der Tat liegt die Messlatte in sehr vielen Fällen noch so erschreckend weit unten.
Also alle von „Antworten“ auf „Fragen“ umschalten. Den anderen aufmerksamer begegnen. Sich selbst von außen wahrnehmen. Gedanken und Gefühle loslösen. Übungen dazu gibt’s auch. Wie das Telefon mal bewusst nicht abheben. Wie gesagt, die Messlatte liegt nicht besonders hoch.
Marilee Adams, Question Thinking: Die Kunst, die richtigen Fragen zu stellen. Aus dem Amerikanischen von Bettina Lemke.
dtv premium. Mai 2017, 224 Seiten.
EUR 15,90 € [DE], EUR 16,40 € [A]
ISBN 978-3-423-26154-8
Tags: Marilee Adams, Question Thinking
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