Samstag, 20.03.2010 | 21:09 Uhr
Autor: Immo Sennewald
Buchmesse 2010 – wer hier war, wird sich über Mangel an Anregendem nicht zu beklagen haben, falls er in die Nischen zwischen den millionenschweren PR-Maschinen der gebührenfinanzierten Massenmedien und der Großverlage geschaut hat.
Am Freitag, dem 19.3. konnte man das sogar noch relativ entspannt, heute drängte – inzwischen fast ein Ritual – die Jugend mit und ohne Kostüm zum Spektakel des Sehens und Gesehenwerdens, mancher beklagt die Literaturferne des von Comic- und Mangakonsum inspirierten Getümmels, mir ist es recht, dass junge Leute lieber selbst etwas unternehemen, als andachtsvoll an den Lippen der Mainstreamverkäufer im Literaturbetrieb zu kleben. Entscheidungen zum Lesen und Schreiben fallen in unterschiedlichsten Lebensaltern und – Gott sei Dank – ebenso unterschiedlichsn Kontexten. Qualität setzt sich am Ende durch. Das lässt sich zumindest von der Vergabe der Buchpreise sagen – ich muss hier nicht anführen, was schon in allen Nachrichten stand.
Eine Trouvaille war ein ansprechend edierter Roman von Hans-Dieter Eberhard, „Einer ohne Steuermann“ erschienen 2009 in der edition malandrin, München, er gefiel mir wegen seiner schlackenlosen Sprache, ich werde ihn lesen. Ebenso Gerd Koenens „Was war der Kommunismus“, vom Verlag Vandenhoeck & Ruprecht in der Stasi-Gedenkstätte vorgestellt. Das ehemalige Kino der Bezirksverwaltung von Erich Mielkes Liebesministerium war beziehungsreiche Kulisse, der Autor überzeugte durch Sachkenntnis und die Fähigkeit, seine Einsichten in die Entwicklungen einstiger kommunistischer Staaten sehr anschaulich zusammenzufassen. Von China über die Sowjetunion bis Jugoslawien, Albanien und in die ruhmlos verblichene DDR konnte er spezielle Herrschaftsformen historisch und kulturell zuordnen. Für 2013 ist ein umfassendes Werk zum Thema angekündigt; von dem jetzt vorliegenden soll hier demnächst die Rede sein.
Tags: Buchmesse, Leipzig, Literatur
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20.03.2010 um 21:46 Uhr
Das Foto zeigt übriegns nicht die Verhaftung von Fräulein Hegemann wegen Plagiierens …
21.03.2010 um 11:36 Uhr
Klasse Bericht, Immo. Danke!
22.03.2010 um 12:26 Uhr
Hier gibts auch nen interessanten Artikel über die Buchmesse in der Berliner Gazette: http://berlinergazette.de/vom-promi-voyeurismus-angefixt/
22.03.2010 um 14:05 Uhr
So findet dort jeder, was er sucht – und mancher möglicherweise sogar noch mehr: unabhängig vom Promi-Zirkus. Auch der Boulevard dient letztlich nur der Enstehung großer Literatur ;-).
22.03.2010 um 17:56 Uhr
Schöner Kurzbericht. Auch ich war in Leipzig unterwegs, und welche Bücher ich herausgepickt habe, steht hier:
http://smoel.wordpress.com/2010/03/22/leipziger-buchmesse-2010-%E2%80%93-ein-ruckblick/
22.03.2010 um 21:23 Uhr
[…] Literaturwelt. Das Blog. » Blog Archive » Leipzig in Kürze […]
25.03.2010 um 9:25 Uhr
Da sieht man wie viell die Industrie für werbe kampagnen ausgiebt. ich könnte mir nichtmal eine von den beiden auf dem Bild leisten. 😉