Montag, 28.07.2014 | 20:17 Uhr

Autor: Andreas Schröter

Karl Ove Knausgård: Leben

Karl Ove Knausgård: »Leben«Die Werke des norwegischen Schriftstellers Karl Ove Knausgård sind für mich eines der erstaunlichsten Phänomene im modernen Literaturzirkus. Wie kann es sein, dass ein dermaßen langweiliges und selbstverliebtes Geschreibsel so viele Anhänger hat? Die meisten Kritiken sowohl bei Amazon als auch in den Feuilletons sind positiv, in Norwegen mussten Firmen angeblich Knausgård-freie Tage einführen – kein Lesen und Diskutieren während der Arbeitszeit – , teilt Spiegel online mit. In den USA gibt es offenbar gerade einen wahren Knausgård-Hype …

Und ich frage mich: Wie kann das sein? Nach „Lieben“, erschienen 2012, hatte ich mir fest vorgenommen, nie wieder ein Machwerk dieses Autors in die Hand zu nehmen. Aber als ich nun „Leben“ geschenkt bekam, habe ich beschlossen, dem Autor noch eine Chance zu geben. Doch bereits nach wenigen Seiten stellte sich dasselbe Unbehagen ein wie bei „Lieben“. Knausgård schreibt in breitester Detailverliebtheit über sein nichtssagendes Leben als 18-jähriger Aushilfslehrer in einem Kaff in Nordnorwegen. Ein Beispiel (Seite 25 unten): „Ich goss mir Milch ins Glas und leerte es in wenigen langen Zügen. Stellte es zusammen mit dem Teller und dem Messer in die Spüle, legte den Aufschnitt in den Kühlschrank und ging ins Wohnzimmer. Ich steckte den Stecker der Schreibmaschine in die Steckdose …“ und so geht es mehr oder weniger weiter auf über 600 Seiten. Bitte – hier gibt es ja die Kommentarfunktion – erkläre mir mal jemand, was daran gut oder interessant sein soll! Literarische Texte bestehen aus Verdichtung, die Kunst des Weglassens ist für einen Autor wichtig. Nichts davon gibt es in diesem Buch.

Okay, ich gebe es zu: Knausgård schreibt nicht nur über das Abräumen von Geschirr, manchmal schiebt er auch pseudo-philosophische Betrachtungen ein, von denen er möglicherweise sogar selbst glaubt, dass sie in irgendeiner Weise gehaltvoll sind. Sind sie aber in aller Regel nicht.

Ein banales Buch über das banale Leben eines nicht sonderlich talentierten Autors.
——————————————–
Karl Ove Knausgård: Leben.
Luchterhand, Juni 2014.
624 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,99 Euro

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Ein Kommentar

  1. ConnieM Says:

    das ist doch einfach zu verstehen:

    diese Leser wollen nichts Neues, die wollen „sich lesen“

    wer mit „weil ich es mir wert bin“ aufgewachsen ist, kennt nur sich und kann deshalb nur von sich lesen. Und wenn schon lesen, dann nur das lesen, was er/sie schon kennt.

    Nur ja nichts Neues!
    Nur ja nichts Unbekanntes!
    Nur ja nichts Anstrengendes!

    Das ist quasi ein blinder Spiegel, in den diese Leute schauen. Und wer trauert, daß nach 20 Jahren solch TV-Schrott wie „Verbotene Liebe“ eingestellt wird, braucht nun Ersatz, und das findet er / sie eben in dieser gähnenden Leere…

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