Dienstag, 28.06.2016 | 05:35 Uhr
Autor: Andreas Schröter
An dem französischen Mehrspartenkünstler Joann Sfar scheiden sich die Geister. Die einen finden das, was er macht, genial, die anderen halten es für einen unerträglichen Schwachsinn. Und wie wahrscheinlich immer in solchen Fällen, sind die Grenzen hier fließend.
Sfar, geboren 1971, hat seine größten Erfolge als Comicautor. Seit Kurzem jedoch versucht er sich auch als Romanautor. Sein erstes Buch „Der Ewige“ (2015) kam bei den deutschen Kritikern weniger gut an – nun liegt mit „Pietrs Reise“ Roman Nummer zwei vor. Und ähnlich wie in einem Comic driftet die Handlung schrill und atemlos dahin und schlägt einen Looping nach dem anderen.
Ein Beispiel vom Anfang: Weil Pietr sich nicht von seinem toten Vater trennen kann, nimmt er ihn in einem mit Wasser gefüllten Tank mit, in den er zusätzlich Fische gibt. Was er dabei nicht bedenkt: Es handelt sich um fleischfressende Fische, sodass der Vater bald nur noch aus einem Skelett besteht. Den bekümmert das aber nicht weiter. Er schaut sich das Ganze von einer Wolke im Himmel an, während er mit dem Philosophen Spinoza und Gott palavert. Gott übrigens spielt zuweilen lieber Badminton, als sich das Desaster auf der Erde anzusehen.
Entscheiden Sie selbst, ob Sie das lustig finden wollen. Bei mir wechselten sich lautes Lachen und Kopfschütteln ab. Aber 490 Seiten sind definitiv zu lang für eine solche Art von Literatur. Als Comic hätte es mir vermutlich besser gefallen.
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Joann Sfar: Pietrs Reise.
Eichborn, Mai 2016.
496 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.
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