Mittwoch, 15.11.2017 | 09:00 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Joachim Meyerhoff hat ein ganz besonderes Problem: Er muss aufpassen, dass seine drei Freundinnen niemals voneinander erfahren.
Eifrige Dortmunder Theatergänger der früheren 90er-Jahre dürften Joachim Meyerhoff kennen. Er gehörte damals zum Ensemble des Dortmunder Schauspiels. Und von genau dieser Zeit handelt sein neuer Roman „Die Zweisamkeit der Einzelgänger“. Der Ich-Erzähler in diesem Buch, der genauso heißt wie der Autor selbst, liebt die intellektuelle, aber anstrengende Hanna in Bielefeld. Als er jedoch von dort weggeht und einen Vertrag in Dortmund unterschreibt, verliebt
er sich genauso schnell in die rassige Tänzerin Franka. Sie ist das genaue Gegenteil von Hanna: Franka sieht atemberaubend gut aus, will Sex und die Nächte durchfeiern.
Und dann gibt es noch die mollige Bäckersfrau Iris, die den ob des Stresses immer dürrer werdenden Joachim liebevoll an ihren riesigen Busen drückt.
Man könnte nach dieser Kurzbeschreibung denken, „Die Zweisamkeit der Einzelgänger“ sei ein klamaukiges und oberflächliches Beziehungskistenbuch. Ist es aber nicht. Die Dialoge sind stimmig, die Charaktere psychologisch genau ausgearbeitet und glaubhaft.
Außerdem geht es nicht nur um Meyerhoffs Probleme mit den Frauen. Man erfährt auch einiges aus dem Innenleben des Theaterbetriebs, liest von unfähigen Regisseuren, Fehlbesetzungen und langweiligen Stücken. Der Ich-Erzähler möchte nicht zum tausendsten Mal Schillers Räuber spielen, sondern lieber bei einem radikaleren Theater mitmachen. Allerdings hat er Schwierigkeiten, seine Mitschauspieler davon zu überzeugen. Dazu gibt‘s einige Rückblicke aus dem frühreren Leben des Erzählers.
Ärgerlich, aber verschmerzbar sind ein paar kleine Fehler. Mit dem Dortmunder Stadtteil „Hörne“ dürfte Hörde gemeint sein, und „Dortmund-Herdecke“ gibt es schlicht nicht. Insgesamt trotzdem ein gutes Buch.
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Joachim Meyerhoff: Die Zweisamkeit der Einzelgänger
Kiwi, November 2017
352 Seiten, gebundene Ausgabe, 24 Euro
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