Dienstag, 13.02.2007 | 16:58 Uhr

Autor: Regula Erni

Handke, Peter: Kali, eine Vorwintergeschichte

Ist Handke sein doppelbödiges Spiel um die Macht der Dichtung gelungen? – Lesen Sie selber die Rezension von Andreas Isenschmid.

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7 Kommentare

  1. molosovsky (Alexander Müller) Says:

    Klingt nach Weltschmerz-Fantasy. Ich geb bescheid, wenn ich »Kali« im Ramsch sehe. (Warum muß ich bei solchen Bücher und hren Jubel-Rezis immer so lachen, obwohl ich weiß, daß es kein humoriges Zeug sein soll. Dieser Absatz der Isenschmid-Rezi ist doch schlicht zum Rumkugeln:

    ZITAT: »So ist dieses Handke-Buch noch ein bisschen weniger von dieser Welt als die bisherigen. Der Erzähler ist ein Träumer, die Heldin eine heiligmässige Sängerin, die Handlung führt aus der Stadt ins Dorf, aus der Einsamkeit in die Gemeinschaft, aus Tod und Angst in Leben und Freude, es ist mit andern Worten eine Erlösungsgeschichte; alles in «Kali», selbst die Orte, stammt aus einem anderen Reich. Aus welchem? Das glaubt man immer wieder zu erhaschen und weiss es doch bis ans Ende der Geschichte nie genau zu sagen – wofür man Handke allerdings aus zwei Gründen dankbar sein sollte. Erstens gibt es zu viele Bücher, bei denen man nach zwanzig Seiten weiss, wie der Hase läuft. Zweitens gehört Handke zu den wenigen Autoren, die verrätselte Wirklichkeit gestalten können. Er muss weder esoterisch quasen noch pseudoexperimentell labyrinthisieren. Er verfügt über eine unangestrengte poetische Gangart, die in den Einzelheiten leuchtend hell und schön, im Ganzen aber dunkel und verwehend sein kann.
    Gottesdienst« ZITATENDE

    Echt komisches Fandom. Frag mich, wie denen ihre Live-Rollenspiele aussehen.

  2. Regula Erni Says:

    Das wissen wir leider nicht; sie gewähren uns keinen Einblick.
    So viel Positives, wie in dieser Rezension steht, kann nur ein eingefleischter Handkeianer zustande bringen. Noch warte ich auf eine, die von jemandem, der eine gewisse Handkeferne sein eigen nennt. Es wird interessant sein, zu vergleichen.

  3. molosovsky (Alexander Müller) Says:

    Wenn ich so beim Perlekettschetaucher guck, stehen mir gleich wieder die Haare so Ereaserhead-mäßig zu Berge. Sogar die sonst kompetente Ursula März ist betört und jubelt über »Kali«. Aber, Hubert Spiegel rettet für mich den Rezireigen, wenn er sehr erhellend diese Art von ›poetischer Prosamysthik‹ mit Eskapismusidyllen vergleicht: Perlentaucher fasst z.B. so Herrn Spiegels Rezi zusammen: »Denn Spiegel vergleicht den imaginierten Ort, wo Handke die Handlung spielen lässt und wo Flüchtlinge des Dritten Weltkriegs zusammen leben, Salz abbauen und beten, mit Tolkiens heiler Hobbit-Welt im „Herr der Ringe“. Dieses „Auenland“ liegt nach Schätzungen des Rezensenten nun irgendwo in Europa, und er möchte darin „umkommen vor Langeweile“.«
    Jupp. Es gibt diese ›Lahmarsch‹- und Empfindsamkeitsphantastik, die imho sehr typisch Deutsch ist (Nach-Ffm-Schulemäßig). Handke und Patrick Roth sind so typische Vertreter (wobei Paddie≤ im Vergleich zu Pete echt noch aufregend und spannend ist).

  4. Regula Erni Says:

    Scheinbar hat Handke einen Nerv getroffen, der da heißt „vollkommene Harmonie“, und für die RezensentInnen die unerfüllte Sehnsucht verkörpert.
    Mit anderen Worten: „Kali“ ist ein überaus nettes Buch, doch man muss beim Lesen darauf achten, nicht vor Langeweile umzukommen…

  5. molosovsky (Alexander Müller) Says:

    Klingt nach Venusfliegenfalle. Passt. Pete ist ja ein femininer Bursche (wirkt auf mich zumindest so).

  6. Oliver Gassner Says:

    meep

  7. molosovsky (Alexander Müller) Says:

    Wahnsinns-Beitrag von Dirk Knipphals in der heutigen TAZ: »Nachrichten aus der literarischen Hackordnungswelt«. Helmut Böttiger hat sich im Deutschlandfunk als King Kong in Sachen Handke gebärdet. Wie erfrischend leidenschaftlich, auch wenn ich freilich nicht seiner Meinung bin. Knipphals ist da schon ausgewogener. Freilich ist Handke nicht VOLLKOMMEN wertlos. Aber wie Knipphals richig ausdeutet, gibt es eben diese z.B. von den Zeiten der Gruppe 47 sozialisierten Lit-Kritiker. Das ist halt ein ›Fandom‹ für sich (so wie das Perry Rhodan-Fandom usw), was an sich gar nicht tadelnswürdig ist, wäre eben z.B. dieses Fandom nicht überpropotional. Nicht dass ich per se was gegen Gruppe 47 hätte. Meine Meinung ist, dass sich ÜBERALL Gemmen finden lassen, wenn man zu suchen und finden gewillt ist.

    Auf drei interessante Punkte kommt Knipphals anhand Böttigers Erregung: ZITAT

    1. Interessant ist, mit welchem guten Gewissen Autoritätsgesten im Literaturbereich immer noch auftreten. Eine, nämlich seine Lesart will er mit harschen Ausgrenzungen flankieren: alles Hanseln außer Handke! …
    2. Wer mit der klaren Hackordnungwelt rund um die Gruppe 47 literarisch sozialisiert wurde wie Böttiger, kann noch einen „dumpfen Konsens“ konstatieren und sich dagegen abgrenzen. Das schafft Klarheit. Aber ist es auch wahr? Evidenter wäre doch die Annahme, dass es derzeit gar keinen Konsens mehr darüber gibt, was Literatur ist. …
    3. »Das Poetische und der mediale Zeitgeist stehen sich meist konträr gegenüber«, schreibt er {Böttcher}. Nicht von dem Satz muss man sich verabschieden, wohl aber von seiner naiven Verwendungsweise. Böttiger setzt ihn hin wie eine frisch gewonnene Erkenntnis. Tatsächlich aber ist der Gegensatz zwischen Poesie und Zeitgeist seit 200 Jahren eine Grundannahme der Kunstreligion.

    ZITATENDE

    Bravo Herr Knipphals! — Und auch wenn ich freilich so gar nicht der Meinung von Herrn Böttiger anhänge: meinen Respekt (zumindest mein Amusement) für so eine leidenschaftliche (und damit automatisch ›peinliche‹) Stellungnahme wie in »Die große Sehnsucht« erntet er.

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