Mittwoch, 12.10.2011 | 21:57 Uhr

Autor: Theresa Brehm

Frankfurter Buchmesse 2011. Wenn die Wikinger walten…

Es wuselt und wuselt gar nicht so. Eigentlich ist bis jetzt alles ganz entspannt auf der Buchmesse 2011. Vielleicht wirkt sich die skandinavische Gelassenheit des Gastlands Islands beruhigend auf die Verlagsgeister aus? Kristof Magnusson, Autor der „Gebrauchsanweisung für Island“, zeigt auf der Bühne der FAZ bei der Frankfurter Buchmesse jedenfalls wirklich sein gemütliches Apfelgesicht (Den passenden Ausdruck fand Alex Rühle in dem sehr lustigen Interview der letzten „SZ am Wochenende“).

Magnusson ist der Sohn eines Isländers und einer Deutschen, wurde in Hamburg geboren, machte mal eine Ausbildung zum Kirchenmusiker, arbeitete mal in der Obdachlosenhilfe in New York, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und der Universität Reykjavik und lebt heute in Berlin. Beim Reisen und Erobern von neuen Welten muss bei ihm wohl das Wikingerblut durchgeschlagen haben. Der Kriegsgeist dagegen nicht.

Ganz gelassen reagierte er auf der Buchmesse auf die Frage von Sandra Kegel (FAZ) , ob es ihn nicht nerve, ständig auf die mittelalterlichen isländischen Sagas angesprochen zu werden (was in den letzten Wochen sein Dauerprogramm gewesen sein dürfte):  „Das ist eben der Kulturkanon in Island. Die Wartburg haben wir nicht, aber wir hatten halt viele Bauernhöfe, wo sich die Leute diese Geschichten erzählt haben.“

Weil das alles so gut gelaunt und durch und durch nett ist, bin ich schon wieder gespannt auf abgründigere Sachen. Bei den Schweden spricht man ja zuerst auch von deren sagenhafter Nettigkeit, dann sieht man die Krimis im Fernsehen…

Abgründigkeit habe ich dann sehr unvermutet an einem anderen Ort gefunden: beim Kinder- und Jugendbuchverlag cbj. Dort waren alle Lektorinnen in schwarz gekleidet und eine Besucherin im Grufitlook saß neben mir auf der Bank. Als Buch empfahl mir eine sehr hübsche Lektorin  „Die dritte Generation“ von Lauren De Stefano. Die Autorin, erst Anfang 20, hat mit ihrem Erstling eine regelrechte Dystopie geschaffen: In der Zukunft ist eine neue Generation von Kindern gezüchtet worden. Die folgende Generation trägt jedoch einen Virus in sich, ein früher Tod ist vorprogrammiert. Deswegen werden die Mädchen an ältere Herren vermittelt um ganz schnell Kinder mit diesen zu zeugen. Damit fängt die Geschichte an: 3 junge Frauen leben im Haus des reichen „Hauswalters“ Linden, eine Art Haremsgeschichte entwickelt sich…Nachdem mir das die Lektorin erzählt hatte, war dann doch wieder dem Abgründigen genüge getan.

So schaute ich noch beim 3-sat Gespräch mit Vera von Lehndorff über ihr Buch VERUSCHKA vorbei. Wirklich ernsthafte Fragen wurden da gestellt, über den frühen Tod ihres Vaters im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Aber auch über die erstaunliche Weltkarriere des Kunstwesens „VERUSCHKA“. Ich vermute jedenfalls, dass  Frau Lehndorff mit ihrer Kopfbedeckung dem isländischen Ehrengast wohl die Ehre erwiesen wollte.  Sie sah mit einer Art schwarzer, transparenter Fantasykappe tatsächlich wie eine Wikingerin aus.

Und nun bin ich gespannt auf Morgen und auf die nächste isländische Impression, dann von the one and only Hallgrímur Helgason,  brrr, dieser Name!

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2 Kommentare

  1. Oliver Gassner Says:

    Super. Bin schon gesapnnt auf deine weiteren Berichte 😉

  2. Micha Says:

    Freue mich mehr zu lesen, denn in diesem Jahr bin ich leider nicht da 🙁
    LG, Micha

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