Samstag, 07.10.2006 | 17:12 Uhr

Autor: Jürgen Matthes

Fertsch

Gezittert, gestammelt, genuschelt und schließlich gelesen hab ich. Jetzt hab ich also auch mal.

Bilder wurden ebenfalls geschossen, vielleicht postet die mal einer und ich glaube, ein oder zwei Fragen wurden gestellt. Vom freundlichen Sponsor gabs noch Koffeinsprudel und dann war die Bühne frei für das nächste Event, das morgen irgendwann stattfindet. Nuja…

Danach gings irgendwo zu Tischen und Stühlen, wo mir der Ruch von Kaffee fast den Magen umdrehte und ich brauchte dringend frische Luft. Einige Minuten durch ein angekipptes Fenster geatmet, die brodelnde Menge draußen beäugt und dann Augen zu und durch. Oder besser, erst mal hinein.

Ich kam mir irgendwie nackt vor. Die Kamera entladen, deshalb zurückgelassen, der Laptop zu schwer, deshalb gleiche Behandlung, die Schultertasche so leicht, dass kaum spürbar und das rote Shirt macht mich ungefähr so unauffällig wie die berühmte Tarantel auf´m Quarkkuchen. Dazu mangelnder Schlaf, blubbernder Blutdruck und meine alte Phobie vor murmelnden Massen. Aber es hilft ja nix. Wie will man über etwas berichten, das man nur durch Glasscheiben erlebt.

Allen Messen gleich sind einige Typen von Besuchern, die ich leider, leider diesmal nicht knipsen konnte, deren tiefere Beschreibung ich mir andererseits aber auch sparen kann, weil sie eh jeder kennt. Da hat man das Taschenmonster, das alles an sich rafft, was an den Ständen nicht auf die Tische genagelt ist (neun gefüllte Papiertragetaschen hab ich bei einer gezählt), die Selbstvergessenen, die grundsätzlich beim Betreten oder Verlassen einer Halle erst einmal stehenbleiben und den Vormarsch blockieren und die Leute, die ausgerechnet auf der Buchmesse die unerträgliche Langsamkeit des Seins entdecken.

Die Bewegung in Massen ist eine Wissenschaft, wie ich feststellte. Die Sicherheitskontrollen an den Eingängen von Halle acht waren nicht ganz so streng wie am Flughafen und hielten deshalb nur wenig auf, ganze Arbeit in dieser Beziehung leistete dagegen das ZDF, dessen Sendungen von der blauen Couch aus das gesamte Umfeld blockierten. Auf dem Möbel haben wir übrigens auch schon gesessen…Okay, lange nach Messeschluss und ohne Publikum, aber immerhin.

Wenn sich ein Messebesucher eventuell morgen ähnlich mies fühlen sollte wie ich im Moment, empfehle ich, den Besuch in Halle drei zu beginnen. Hier residieren Reiseverlage, Landkartenhersteller, die großen und die kleinen und die ganz kleinen Verleger geistlicher Literatur und zur Entspannung tragen die immer wohl duftenden Esoteriker bei. Außerdem hat es dort eine klasse Terrasse, auf der man heute sogar den einen oder anderen Sonnenstrahl erhaschen konnte. Laut Wetterbericht soll das ja morgen noch besser werden, aber ich bin dann schon wieder auf dem Heimweg in den südöstlichen Zipfel des Landes.

Allen Anderen viel Vergnügen.

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