Donnerstag, 26.06.2014 | 12:38 Uhr
Autor: Andrea Brücken
Reisen oder nicht reisen, das ist hier die Frage.
Nein, ist sie eigentlich nicht. Denn in dem Buch “Bin ich blöd und fahr in Urlaub” dreht sich alles um die Vorteile des Stubenhockens.
Eingeordnet in der Kategorie Humor ist das Buch – sprachlich ist es auf starke Übertreibungen ausgerichtet, so dass ein Schwarzweiß-Bild entsteht, bei dem es deutlich einen Gewinner und einen Verlierer gibt.
Auf den ersten fünfzig Seiten werden vom Autor die Vorteile eines Lebens auf dem heimischen Sofa hervorgehoben, der Stubenhocker als “besserer Mensch” definiert und erste “Reiselügen” enttarnt. Wer den Hitchhiker’s Guide To The Galaxy liebt, wird nach wenigen Seiten geneigt sein, das Buch einem Nachbarn in die Hand zu drücken, der sich niemals mit Handtuch über der Schulter auf ein Vogonenschiff begeben würde – nicht ohne zu betonen, dass das Leben als Anhalter auf einem Vogonenraumschiff tatsächlich als sehr unbequeme Reiseform angesehen werden kann.
Alle anderen Leser, die schon einmal schlechte Erfahrungen mit dem Reisen gemacht haben oder grundsätzlich voreingenommen sind aufgrund von Hörensagen-Geschichten, könnten das Buch allerdings genießen. Denn sie halten einen detaillierten “Reisevermeidungsführer” in der Hand, der alle Eventualitäten begutachtet.
Reisen mit Kindern, Ferien auf dem Bauernhof, Bildungsreisen und Kreuzfahrten werden gründlich auf ihre Nachteile abgeklopft. Das Packen der Koffer bekommt sein Fett genauso weg wie die Reiseziele, die Unterbringung in Hotels und die Wahl des Verkehrsmittels. Egal, ob Auto, Bahn oder Flugzeug – bei allen gibt es gute Gründe, sie nicht zu nutzen. Nichtreisen scheint in vielerlei Hinsicht die bessere Alternative zu sein, wenn man den Worten des Autors Glauben schenkt.
Nun gut, für jedes Argument gegen Reisen könnte man auch eines dafür finden, letztlich ist das eine Frage des Blickwinkels. Fast Jeder hat in irgendeinem Urlaub Befremdliches, Überraschendes oder Erstaunliches erlebt, hier dockt das Buch an und will zum Schmunzeln verführen. Humor ist jedenfalls nicht gleich Humor, es wird wohl vom jeweiligen Leser abhängen, ob das Lächeln sich einstellt oder nicht. Daher ist es bei “humorigen” Büchern auch ratsam, sich vor dem Kauf eine Leseprobe zu suchen. Wem die gefällt, der wird sich auch gut unterhalten fühlen.
(Andrea Brücken)
Falko Löffler
Bin ich blöd und fahr in Urlaub?
Zuhausebleiben ist der beste Trip
2014, Originalausgabe.
Taschenbuch, Klappenbroschur, 240 Seiten
Goldmann
ISBN: 978-3-442-15819-5
€ 8,99 [D] | € 9,30 [A] | CHF 13,50
Tags: Humor
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