Freitag, 21.10.2011 | 09:05 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Von der DDR und ihrem langsam verblassenden Sozialismus erzählt ein Roman mit einem wunderschönen Titel: „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ – der frisch gekürte Träger des Deutschen Buchpreises 2011.
Autor Eugen Ruge, geboren 1954, nutzt die Erfahrungen seiner eigenen Familie, um ostdeutsche Geschichte, die hier von den 50er Jahren bis zum Jahre 2001 reicht, greifbar zu machen.
So sind die ältesten Familienmitglieder Wilhelm und Charlotte Umnitzer noch stramme Kommunisten. Einige Jahre nach dem Krieg siedeln sie aus dem mexikanischen Asyl, in das sie vor den Nazis geflohen sind, eigens in die noch junge DDR, um sich am Aufbau des Landes zu beteiligen. Sohn Kurt plagen bereits erste Zweifel, Enkel Alexander, das Alter Ego des Autors, flieht kurz vor der Wende in den Westen, und Urenkel Markus, der die DDR nur noch als Kind erlebt, denkt überhaupt nicht mehr über die unterschiedlichen Staats-Systeme nach.
Eugen Ruge gelingt das Kunststück, Politik in leichter, unterhaltsamer und an keiner Stelle langweiligen Weise zu vermitteln. Auch der Humor kommt nicht zu kurz.
Ungewöhnlich ist der Aufbau des Buches: Die Kapitel springen – nicht linear – durch die Zeiten und sind aus der Sicht unterschiedlicher Familienmitglieder geschrieben. Das sorgt für Abwechslung und viele verschiedene Sichtweisen – auch wenn es beim Lesen ein wenig Konzentration erfordert, um immer gleich zu erfassen, in welcher Situation und in welchem Kopf man sich gerade befindet. Es ist erstaunlich, wie genau und mit welchem Einfühlungsvermögen sich Ruge in die handelnden Figuren hineinversetzen kann. Manche Ereignisse – zum Beispiel der 90. Geburtstag von Wilhelm Umnitzer – werden auf diese Weise gleich mehrfach erzählt.
Eugen Ruge und sein Roman sind würdige Preisträger. Gut möglich, dass dieses Buch schon bald zum Kanon der wichtigsten fiktionalen Werke gehört, wenn es um die DDR geht.
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Eugen Ruge: In Zeiten des abnehmenden Lichts.
Rowohlt, September 2011.
426 Seiten, gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.
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06.12.2011 um 12:26 Uhr
„In Zeiten des abnehmenden Lichts“ ist ein großer und eindrignlicher Deutschlandroman über drei Generationen, der ein halbes Jahrhundert gelebter Geschichte erzählt: Von den fünfziger Jahren über das Wendejahr 89 bis zum Beginn des neuen Jahrtausends reicht dieser Roman einer Familie.
Eugen Ruge erzählt in seinem eindringlichen, brillant verfassten Familien-Roman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“, dass das Licht der Utopie, der sozialistischen Verheißung, abgenommen hat. Das abnehmende Licht ist eine Allegorie auf die schwindenede Leuchtkraft des real existierenden Sozialismus.