Freitag, 14.10.2005 | 16:11 Uhr
Autor: Regula Erni
Die Nanotechnologie ist die jüngste Wissenschaft; sie gilt als Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts. Doch kaum ist die Nanotechnologie mit ersten Produkten „flügge“ geworden, warnen Kritiker bereits vor möglichen Risiken oder fordern gar ein Moratorium. Auf der einen Seite: ausufernde Begeisterung, auf der andern die schwärzesten Horrorvisionen. Um Bedenken auf den Grund zu gehen, Grenzen und Potenziale im interdisziplinären Dialog zwischen Natur- und Geisteswissenschaftlern, Politikern und Managern, Journalisten und Science-Fiction-Autoren auszulogen und zu diskutieren, hat sich das Nano-ZukunftsForum gegründet. Hauptträger ist die Universität Paderborn unter der Projektleitung von Prof. Dr. Volker Peckhaus, Institut für Humanwissenschaften.
Das Nano-ZukunftsForum geht in Kooperation mit der Buchmesse Frankfurt am 23.10.2005 . in die erste Runde und liefert in einer interdisziplinären Talkrunde einen Diskurs über den aktuellen Stand und die möglichen und unmöglichen zukünftigen Perspektiven der Nanotechnologie.
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14.10.2005 um 16:16 Uhr
Das ist interessant, Regula. Ich habe kürzlich Michael Crichtons „Beute“ gelesen, da geht es um Nanotechnologie. Ich brauche oft einen begabten anschaulichen Autor, um das eigentliche Problemfeld zu begreifen – er macht deutlich, dass ich nur aus atomaren TeilchenSCHWÄRMEN (Leberschwarm, Milzschwarm, Herzschwarm etc.) und aus VERTEILTER INTELLIGENZ bestehe.
Der Quantentheorie bin ich auch über Crichton zum ersten Mal näher gekommen … blauer Quantenschaum und so.
14.10.2005 um 17:10 Uhr
Biologen sagen bei der Geburt besteht der Mensch zu 97% aus Wasser, später reduziert sich der Wasseranteil auf etwa 70% – dann doch lieber aus NanoSchwärmen 🙂
14.10.2005 um 17:35 Uhr
Mich beunruhigen b e i d e Vorstellungen, Regula.
Christiane , Nanoschwarm ohne zentrale Intelligenz
14.10.2005 um 22:36 Uhr
Erklären
15.10.2005 um 7:37 Uhr
Erklärung kommt, sobald ich das Buch von Crichton wiedergefunden habe. Die Intelligenz verteilt sich auf die Nanopartikel. Ein einzelnes Partikel hat keine Intelligenz. Ich bin eine verteilte Intelligenz.
Irgendwie sowas.
15.10.2005 um 9:41 Uhr
Gestalt-Intelligenz nennt sich das, soweit ich weiß.
Wenn Nanotechnik gerufen wird, muß ich unbedingt zwei Romane von Neal Stephenson empfehlen:
»Snow Crash« und »Diamond Age«.
15.10.2005 um 12:19 Uhr
Was beunruhigt Sie daran? Nur daß unsere Vorstellung einer autonomen Identität auf so brüchigem, nämlich einem selbst-religiösen Fundament beruht, wie die Moderne eigentlich schon immer behauptet hat? Und was sollte eine zentale Intelligenz sein? Wäre nicht d i e furchterregend?
15.10.2005 um 12:28 Uhr
Ja, das geht in die Richtung „Weil wir ich sagen können, glauben wir an uns“ von Fritz Mauthner (seines Zeichens Prager). Aber Michael Crichton, der immer sehr genau recherchiert (auch wenn das Buch „Die Beute“ Science Fiction ist) sagt, dass ich aus mehreren NanoSCHWÄRMEN bestehe, und ich habe SCHON GERN die Kontrolle. Es wird so sein wie bei Mauthner: Ja, wir können ICH sagen, einerlei warum.
*hat das Buch hoffentlich nicht in Prag vergessen **sucht
15.10.2005 um 12:36 Uhr
Sehen Sie, da bereits unterscheiden wir uns. Ich kann n i c h t ich sagen, so wenig, wie ich Gott sagen kann: Beides entbehrt jeglicher Grundlage, bzw. wäre allenfalls ein regulatives Prinzip im Sinne Kants. Als solches allerdings sicher notwendig: regulierende Fiktion, mithin Literatur.
(Es ist gar nicht schlimm, den Gedanken der Autonomie aufzugeben; das hat große Dichtung, die immer auch eine tragische war, fast durchweg und seit je getan.)
15.10.2005 um 12:52 Uhr
Mans schaue auch nach dem buch ‚ a new kind of science‘, ich anns noch genauer nachsehen. Remodellierung der Physik i.S.d. „zellulären Automaten“.
15.10.2005 um 12:52 Uhr
Ich hab`s.
(Das, was ich eben schon über Michael Crichtons „Die Beute“ gesagt habe vorweggenommen) Hier das Zitat:
„Wenn man so will, ist der Mensch im Grunde ein riesiger (Nano-)Schwarm. Genauer gesagt, er ist ein Schwarm Schwärme, denn jedes Organ – Blut, Leber, Milz – ist ein einzelner Schwarm. Was wir „Körper“ nennen, ist in Wirklichkeit die Kombination aller Organschwärme. Wir halten unseren Körper für fest, aber nur, weil wir nicht sehen können, was auf der Zellebene vor sich geht. Wenn man den menschlichen Körper auf ein gewaltiges Format vergrößern könnte, dann wäre zu sehen, dass er praktisch nichts anderes ist als eine wirbelnde Masse von Zellen und Atomen, die zu kleineren Wirbeln von Zellen und Atomen gebündelt sind. … ( … ) … Man könnte also behaupten, dass auch Menschen von Schwarmintelligenz gelenkt werden.
… (…) … Man könnte also argumentieren, dass die gesamte Bewusststeinsstruktur, die menschliche Selbtkontrolle und Zielorientierheit eine Benutzerillusion ist. “ (Goldmann-Taschenbuchausgabe S. 322)
C.G.
*nur eine Benutzerillusion?
15.10.2005 um 15:25 Uhr
Bei Critchton geht ein wichtiges Organ vergessen, die Haut, welche die Schwärme zusammenhält, nämlich. Man kann die Szene betrachten wie man will, der Leberscharm bleibt in der Leber gefangen, der Nierenschwarum dort, wo er hin gehört… Ein Entkommen für den Schwarm gibt es nicht.
15.10.2005 um 16:51 Uhr
Ah-Ja. Die Haut. Danke für die Erwähnung dieses großen Grenzwächters aller Organismen.
15.10.2005 um 17:48 Uhr
OG spielt auf die zellulären Automaten an. Auch das mag sein, aber jeder hat sein eigenes Bewusst-sein, eine unverwechselbare Persönlichkeit. Christine kann ruhig „Ich“ sagen, es wird nicht durch ein Wir ersetzt oder gar durch einen Schwarm. Es wird auch niemals ein „kollektives“ Gewissen geben – imho.
15.10.2005 um 21:11 Uhr
Ach ja, noch Buch uns Surftipps dazu:
a) Manfred Eigen: ‚Das Spiel‘ (These, so grob: Dass auf der Erde Leben entstand oder dass sich chemische Prozesse ‚Selbst organisieren‘ ist beileibe eben kein Riesenzufall der eventüll das eingreifen eies Schöpfers ntwendich amchen würde, sondern eher naheliegend.)
b) Dort wird referiert über (iirc) James Conway uns sein Spiel ‚life‘ , und wenn man mal nach ‚conway game life‘ googelt, findet man für4 nahezu beliebige Rechnerplattformen Simulationen, bei denen _sehr_ einfache Anordnungen von elementen und _sehr_ einfache Transormationsregeln _sehr_ komplexe Strukturen ergeben. [Man sehe z.B. mal nach der ‚Glider Factory‘, die alle x Iterationen einen sogenannten ‚Gleiter‘ ausspuckt.]
03.11.2007 um 19:55 Uhr
Unter http://www.ak-anna.org/nano_risiken/nano.html findet Ihr ausführliche Informationen zu den Risiken der Nanotechnologie.