Donnerstag, 20.10.2005 | 13:16 Uhr

Autor: andreaffm

Eine Literaturpreisdiskussion ohne Literaturpreiscontent, dafür mit Literaturpreisträger

Donnerstag, 11 Uhr. Am Spiegelstand (der wie immer scheiße zu photographieren ist, was wie immer an der Hintergrundbeleuchtung liegt, wofür ich wie immer den Standdesigner prügeln möchte) sollte verhandelt werden, wozu Literaturpreise eigentlich gut sind. Dazu hatten die Literaturredakteure Schmitter und Hage den frischgebackenen österreichischen Träger des Deutschen Bücherpreises eingeladen: Arno Geiger, der mit seinem Familienroman „Es geht uns gut“ den deutschen Booker (Zitat Hype-Presse) abgeräumt hat.

Es geht uns gut

Und ganz kurz zu Anfang ging es dann auch mal ums Thema, nämlich: wozu schmeißt man Autoren irgendwelche Preisgelder nach? Das hilft, sagt Arno Geiger, nach einem Kritikererfolg, wie es so schön heißt, zu überleben. Denn Kritikererfolg ist das Gegenteil vom Publikumserfolg, nach dem man keine Probleme hat mit Brötchenfinanzierung. Nach einem Kritikererfolg muß man eher hungern. Und ein finanzielles Preisgeldpolster hilft dabei, sich konzentriert hinzusetzen und einen langen Roman zu schreiben, der dann vielleicht auch mal zum Publikumserfolg wird. Vielleicht. Weil vorher weiß man das ja nie. Vielleicht doch wieder nur Kritikererfolg. Oder noch schlimmer: Achtungserfolg. Danach ist man wohl so gut wie tot.

spiegelstand

vlnr: die Damen und Herren Elke Schmitter, Arno Geiger und Volker Hage

Und dann geht es nicht mehr um Sinn und Unsinn des Literaturpreisgeschäftes. Es geht nicht um zweifelhafte Auswahl, nicht um die Frage, wie eine Jury sinnvollerweise zu besetzen ist, nicht um die Möglichkeit des Kultursponsorings durch Preisvergabe, nicht um Klüngel und Vetternwirtschaft und all die schönen und unschönen Dinge, über die man bei diesem Thema reden könnte. Könnte! Vielleicht könnte ja Frau Schmitter, aber die kommt im Moment nicht zu Wort, weil das die Kerle unter sich ausmachen.

Es geht einfach nur noch um Arno Geiger, um seinen Roman, welcher Erfolg auch immer ihm beschieden sei (vielleicht wird er ja noch geheidenreicht, wer weiß), um die Figuren, die Handlung, die üblichen Fragen: Was hatten Sie im Kopf, als Sie dies oder das geschrieben haben? (Vermutlich dies oder das, aber das ist nur mal so blind getippt.)

So ziemlich alles wurde verhandelt, nur nicht Sinn und Zweck der Literaturpreise. Thema verfehlt. Setzen.

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3 Kommentare

  1. Paperback Fighter Says:

    Ich versteh immer nich, weshalb es so vielen Autoren, die einen Preis nach dem andern kassieren und den ganzen Tag Zeit haben zum Schreiben, nicht möglich zu sein scheint, in den Duden zu kucken, sich mit der Zeichensetzung, der Grammatik u.a.m. vertraut zu machen oder gar Fakten & Zitate gründlich zu recherchieren. Andere schaffen das bei einem Vollzeitjob nach Feierabend.

    Weshalb also die Preise & Stipendien? Um sicherzustellen, daß die Autoren möglichst wenig Kontakt zum wirklich wahren Leben haben. Dies erweist sich als politisch sinnvoll und stellt außerdem sicher, daß die Kritiker auch weiterhin gut davon leben können, die Weltfremdheit der deutschsprachigen Literatur zu beklagen.

  2. andreaffm Says:

    Ich mußte ja sehr an Dich denken, als ich das hier las. Verfaßt vom Herren ganz rechts auf dem Photo. Leider sprach er das dann nicht mehr an. (Vielleicht ist Herrn Geigers Buch auch makellos, wer weiß.)

  3. Paperback Fighter Says:

    Zufällig habe ich, bevor der Artikel von Hage erschien, Leseproben von Geiger studiert und … aber das steht hier.

    Und sonst? Noch viel Sbaaß auf der Messe – und Gruß an Molosovsky.

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