Sonntag, 17.08.2008 | 21:11 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Ich habe im Urlaub mal drei Titel aus einem für mich ungewöhnlichen Genre gelesen: die Thriller „Credo“ von Douglas Preston, „Immortalis“ von Raymond Khoury und „Killmore“ von Nicole Jamet und Marie-Anne Le Pezennec. Hier meine Meinung dazu:
„Credo“ von Douglas Preston ist ein atemberaubend spannender Thriller. Ein Team von Wissenschaftler versucht, in einem 40 Milliarden Dollar teuren Teilchenbeschleuniger die Bedingungen des Urknalls zu erforschen, als plötzlich eine Botschaft aus der Maschine dringt. Der Absender behauptet Gott zu sein. Ist das Projekt Opfer eines Hackers geworden, oder haben es die Wissenschaftler tatsächlich mit einem höheren Wesen zu tun ?
Douglas Preston trägt seine Geschichte in verschiedenen Handlungssträngen voran und auf ein grandioses Finale zu. Neben den Wissenschaftlern selbst spielen unter anderem ein skrupelloser Fernsehprediger, der Krisenstab im Weißen Haus und eine Gruppe Navajo-Indianer eine wichtige Rolle.
Douglas Preston, geboren 1956, schreibt – zumeist im Duo mit Lincoln Child – seit 18 Jahren Spannungsromane, die ihre Faszination aus einer Gratwanderung zwischen Wissenschaft und Mystery-Elementen beziehen. „Relic“, „Attic“, „Riptide“ oder auch die Romane um Special-Agent Pendergast wie „Dark Secret“ sind Beispiele für diese Zusammenarbeit.
„Credo“ ist nach „Codex“ und „Canyon“ Prestons dritter Roman als alleiniger Autor – ein hervorragend recherchierter und stilistisch ausgezeichnet geschriebener Pageturner von der ersten bis zur letzten Seite. Unbedingt empfehlenswert!
Douglas Preston: Credo.
Droemer, Juni 2008.
624 Seiten, Hardcover, 16,95 Euro.
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Der jahrhundertealte Wunsch der Menschen nach Unsterblichkeit ist das Thema des zweiten Thrillers von Raymond Khoury. Der 1960 geborene libanesisch-stämmige Autor hatte bereits mit „Scriptum“ Ende 2005 einen Bestsellererfolg in Deutschland.
Die faszinierenden Zutaten diesmal sind archäologische Ausgrabungen im Irak und Libanon sowie ein verschollenes Buch, das die Rezeptur für ein Unsterblichkeits-Elexier enthalten soll. Ein skrupelloser Arzt, ein CIA-Agent und eine junge Genforscherin sind aus unterschiedlichen Gründen auf der Suche nach diesem Buch – und geraten doch ein wenig zu oft in profane Verfolgungsjagden, Schießereien und Kämpfe, so dass der Roman über weite Strecken nicht über ein Thriller-Mittelmaß hinauskommt und die Faszination der titelgebenden Thematik teilweise verloren geht.
Auch stilistisch bleibt Luft nach oben. Zu viele Gänsehäute kriechen den Figuren über den Rücken, zu oft gefriert ihnen das Blut in den Adern.
Unterm Strich bleibt „Immortalis“ dennoch ein spannender und leicht zu lesender Thriller im Fahrwasser der Dan-Brown-Erfolge wie „Sakrileg“. Der Roman verlangt keine gedanklichen Klimmzüge von seinen Lesern und eignet sich insofern gut für eine entspannende Lektüre am Ende eines anstrengenden Arbeitstages oder für zwischendurch.
Raymond Khoury: Immortalis.
Wunderlich, Mai 2008.
576 Seiten, Hardcover, 19,90 Euro.
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Es fällt schwer, bei der Lektüre dieses Buches nicht alle paar Minuten „Was für ein Unsinn“ auszurufen. „Killmore“ bietet rein gar nichts von dem, was einen guten Roman ausmacht. Die Figuren sind flach charakterisiert, die Handlung ist verworren bis abstrus, Figuren, die wenige Seiten zuvor gestorben sind, toben plötzlich gleich reihenweise wieder durch die Handlung, die auf jeder Seite einen neuen bizarren Looping schlägt. Die einzelnen Szenen werden stakkatohaft und lieblos heruntererzählt, dauern oft nicht mal eine Seite. Liebevolle Ausschmückungen oder atmosphärische Dichte: Totale Fehlanzeige. Oft wirken die Szenen so, als seien sie lediglich provisorisch für eine spätere Ausschmückung skizziert.
Es geht um eine Polizistin namens Marie, die auf der Insel Killmore ihre Verwandten mütterlicherseits kennen lernen und dabei ihren Kollegen Lucas heiraten will. Doch dann ereignet sich ein Mord, der an eine alte Legende erinnert. Das Brautpaar, das sich zwischendurch immer mal wieder mit „bebendem Körper“ in die Arme sinkt, hilft bei den Ermittlungen. Erstaunlich ist dabei Maries Wankelmut. Auf Seite 246 heißt es in Zeile 3 noch: „Auf dem Rückweg ins Schlafzimmer spürte Marie, dass ihr Zorn über Lucas‘ Verhalten ein ungutes Gefühl bei ihr hinterlassen hatte, eine Enttäuschung, die einen Keil zwischen sie getrieben hatte …“ In Zeile 21 stottert der Gescholtene „Es tut mir leid … so leid“ – worauf Marie ab Zeile 22 ihre Meinung ändert: „Dieses Eingeständnis von Schwäche erfüllte Maries Herz mit einer Woge von Zärtlichkeit …“ Und schon in Zeile 26 beginnt sie, sein Hemd aufzuknöpfen.
Zum „Das-Buch-endlich-Zuknallen“ ist aber eine Stelle auf Seite 440, als der Bösewicht ausgemacht ist. Da heißt es über ihn: „Er unterbrach sein Geflüster nur, wenn er mit seinen heißen, begierigen Lippen über ihre Haut streifte. Marie fiel in einen Abgrund des Grauens, als sie spürte, dass ihr eigener Körper ihr nicht mehr gehorchte und sich der Lust hingab.“ – „Sehr professionelles Verhalten, Frau Polizistin!“, möchte man ihr da hinterherrufen.
„Killmore“ ist nach „Dolmen“ (2007) der zweite Roman des französischen Autorenduos Nicole Jamet und Marie-Anne LePezennec. Viele Hinweise in „Killmore“ beziehen sich auf den Inhalt des Vorgängers. Auch zahlreiche Drehbücher haben die beiden geschrieben, was man dem unausformuliert wirkenden Stil „Killmores“ durchaus anmerkt.
Letztlich ist „Killmore“ nicht mehr als billige Schundliteratur – ein ganz, ganz schlechtes Buch. Ärgerlich!
Nicole Jamet / Marie-Anne LePezennec: Killmore – was niemand wissen darf.
Knaur, Juni 2008.
512 Seiten, Hardcover, 19,95 Seiten.
Tags: Credo, Douglas Preston, Immortalis, Killmore, Literatur, Marie-Anne Le Pezennec, Nicole Jamet, Raymond Khoury, Thriller, Unsterblichkeit
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18.08.2008 um 7:07 Uhr
[…] Ich habe im Urlaub mal drei Titel aus einem fr mich ungewöhnlichen Genre gelesen: die Thriller “Credo” von Douglas Preston, “Immortalis” von Raymond Khoury und “Killmore” von Nicole Jamet und Marie-Anne Le Pezennec. Hier meine Meinung dazu: „Credo” von Douglas Preston ist ein atemberaubend spannende … Source: Drei Thriller: “Credo”, “Immortalis” und “Killmore” […]
19.08.2008 um 7:04 Uhr
[…] Unterm Strich bleibt „Immortalis” dennoch ein spannender und leicht zu lesender Thriller im Fahrwasser der Dan-Brown-Erfolge wie „S akrileg”…. Source: Drei Thriller: “Credo”, “Immortalis” und “Killmore” […]
21.08.2008 um 22:06 Uhr
Hallo,
Credo ist wirklich ein sehr guter Thriller und jedem nur zu empfehlen! In diesem Werk balanciert er ausgesprochen sensibel zwischen Wissenschaft und Glauben.Beides zusammen vermischt er eindrucksvoll zu einem spannendem Thriller. Das kann man als gelungen bezeichnen!
Gruß Lina
05.09.2008 um 15:10 Uhr
Das Buch von Raymond Khoury liest sich im Urlaub sehr gut und ich mag die Geschichte. Daneben kann ich Blood von James Patterson und die Schattenblume von Karin Slaughter empfehlen. Beide Bücher überzeugen durch ihren Stil und ihre Geschichte.
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