Samstag, 22.10.2005 | 21:08 Uhr
Autor: molosovsky
Schöne kleine Bücher haben es mir angetan, noch dazu wenn Klassiker ihr Inhalt sind. Gefreut habe ich mich über die feinen Reprintausgaben der sieben Lichtenberg’schen »Taschenbücher zum Nutzen und Vergnügen« (nebst »Goettinger Taschen Calender«), der Dieterich’schen Verlagsbuchhandlung. Aber Vorsicht: lispelnde Fraktur mag nicht jedes Auge, selbst wenn wie hier die zeitgenössischen Kupferstiche z.B. von Meister Chodowiecki Gucklabsal bietet.
Warum melde ich als Phantast dies? Na, wenn es einen Wortweber, Sätzeflechter und Gedankenwringer gibt, auf den man sich ruhigens Gewissens berufen kann, will man ein Beispiel geben, wie Aphorismen Gedanken (oder eben Gedankenkniffligkeiten) anschaulich ›erscheinen lassen‹, dann Georg Christoph Lichtenberg. Und ›erscheinen lassen‹, ›sehend lassen‹ ist die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ›phantastisch‹.
Wenn ich sag: »Gestern hatte ich 2,5 Promille im Blut«, dann ist das eine von wissenschaftlichen Methoden abgeleite (faktische) Beschreibung meiner Verfassung. Sage ich aber: »Gestern war ich so besoffen, daß ich so manchem Berg den Gipfel abgebrochen habe«, versteht man auch sehr gut, wie trunken ich war, auch wenn meine Befindlichkeit höchst unfaktisch, eben ›phantastisch‹ vermittelt wird.
Tags: Klassiker
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