Sonntag, 29.04.2018 | 09:31 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Der britische Schriftsteller David Szalay geht in seinem Buch „Was ein Mann ist“ der Frage nach, was eigentlich die typischen Wesensmerkmale und Charaktereigenschaften von Männern sind. Dazu reiht er neun kürzere Erzählungen aneinander, in denen ganz unterschiedliche Männer im Alter zwischen 17 und 73 Jahren im Mittelpunkt stehen. Manche sind arm, manche reich, einige haben einen höheren, andere einen niedrigen Bildungsgrad.
Oft – und wie sollte es anders sein – stehen in diesen Geschichten die Beziehungen zu Frauen im Fokus. Aber während der 17-Jährige Simon Tag und Nacht an seine Angebetete denkt, obwohl er noch nie mit ihr gesprochen hat, geht es später um Streit in Beziehungen oder sogar gescheiterte Ehen.
Aber es dreht sich nicht alles um das andere Geschlecht: Simon reist mit einem Freund durch Südeuropa und findet sich immer wieder in Situationen wieder, die er nicht mag und in die er aus eigenem Antrieb niemals gekommen wäre – Bérnard, ein Mann Anfang 20, kommt beruflich nicht auf die Füße, Kristian, ein dänischer Journalist geht für eine gute Geschichte über Leichen, und Aleksandr, ein Mann in den 60ern, besitzt einige Millionen Dollar, eine Luxusyacht und einiges mehr, denkt aber über seinen Selbstmord nach. Und Tony, 73 Jahre alt, muss feststellen, dass er manchen Herausforderungen des Alltags schlicht nicht mehr gewachsen ist.
Wie im richtigen Leben haben diese Geschichten nicht unbedingt ein Happy-End, nicht immer bekommt der Mann seine Traumfrau.
Erstaunlich ist, wie glaubhaft sich Szalay in so unterschiedliche Figuren einfühlen kann. Mehrmals im Text hat man als (männlicher) Leser das Gefühl, eine beschriebene Situation so oder so ähnlich bereits erlebt zu haben. Das englischsprachige Original („All that man is“) stand 2016 auf der Shortlist für den Man Booker Preis.
Insgesamt ein lesenswertes Buch – besonders, wenn man selbst ein Mann ist.
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David Szalay: Was ein Mann ist.
Hanser, Februar 2018.
512 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,00 Euro.
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