Mittwoch, 28.01.2009 | 09:06 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Wer dieses Buch liest, sollte sich eine warme Decke bereitlegen. Man meint die Kälte im belagerten Leningrad vom Januar 1942 zu spüren.
Der Abenteuerroman „Die Stadt der Diebe“ von David Benioff bezieht seine Qualität aus einer hohen atmosphärischen Dichte und großen Spannung.
Ein Deserteur namens Kolja und der jugendliche Dieb Lew – er hat einen toten deutschen Soldaten nach Essbarem durchsucht – werden von den russischen Behörden nicht hingerichtet, wie es eigentlich üblich gewesen wäre. Sie erhalten statt dessen eine letzte Chance und sollen zwölf Eier für eine Hochzeitstorte besorgen. Kleines Problem dabei: Im von den Deutschen eingekesselten Leningrad des Zweiten Weltkrieges gibt es keine Eier, weil alle Hühner längst im Suppentopf gelandet sind.
Auf ihrer Suche müssen die beiden Helden aus der Wohnung von zwei Kannibalen fliehen, die sie als ihre nächsten Opfer auserkoren haben, finden einen sterbenden Jungen, der das womöglich letzte Huhn der Stadt unter seinem Mantel versteckt, treffen auf russische Widerstandskämpfer und landen schließlich bei den Nazis vor den Toren der Stadt – dabei immer mit einem Bein im Sarg.
David Benioff, geboren 1970 in New York, hat bisher vor allem als Drehbuchautor von sich reden gemacht. So stammen die Vorlagen zu den Erfolgs-Filmen „Drachenläufer“, „25 Sunden“, „Stay“ und „Troja“ von ihm.
Mit „Stadt der Diebe“ gelingt ihm ein rundum empfehlenswerter Unterhaltungsroman, der trotz seines ernsten Hintergrunds auch immer wieder humorvolle Momente bereithält – zum Beispiel wenn sich der lebenslustige und vorlaute Kolja gefährliche Redeschlachten mit russischen Militärs oder den Nazis liefert. Auch Liebe und Erotik haben ihren Platz und bereichern das Buch. Der erfahrene Kolja zeigt dem unerfahrenen Lew, wo’s langgeht.
—————–
David Benioff: Stadt der Diebe.
Blessing, Januar 2009.
384 Seiten, Hardcover, 19,95 Euro.
Tags: David Benioff, Leningrad, Literatur, Russland, Stadt der Diebe, Zweiter Weltkrieg
Mit flattr kann man Bloggern mit einem Klick Geld zukommen lassen. Infos
26.02.2009 um 21:55 Uhr
Wirklich sehr empfehlenswert das Buch.
16.07.2010 um 8:01 Uhr
obwohl die geschichte eher traurig und teilweise unfassbar ist(kinder werden von kannibalen zu wurst verarbeitet) habe ich das buch verschlungen und war traurig als ich es durch hatte.von mir aus hätte die geschichte noch viel mehr seiten haben können!ich mag auch die erzählweise von david benioff.werde „alles auf anfang“ auch lesen und bin gespannt wie es wird.