Dienstag, 11.12.2007 | 08:34 Uhr
Autor: Andreas Schröter
„Abgedreht“ ist vermutlich die richtige Bezeichnung für Chuck Palahniuks neuen Roman „Das Kainsmal“. Der 45-jährige Amerikaner, der 1996 mit seinem Erstling „Fight Club“ berühmt wurde und mittlerweile in den USA als Kult-Autor gilt, beschreibt darin einen Mann namens Buster „Rant“ Casey, der süchtig nach Tiergift ist. Schon als Junge provoziert er Spinnen- und Schlangenbisse und erkrankt an Tollwut, mit der er fortan munter seine Mitmenschen ansteckt und sogar eine ganze Epidemie auslöst. In späteren Jahren schließt Rant sich einer Gruppe von „Party-Crashern“ an, die Vergnügen darin finden, Autounfälle herbeizuführen. Schließlich findet er eine Möglichkeit – und das erlaubt es uns, diesen Titel unter „Science Fiction“ einzuordnen – durch die Zeit zu reisen. Ungeahnte Verwicklungen mit seinen eigenen Vorfahren nehmen ihren Lauf.
Neben der äußerst skurrilen Handlung ist auch die Form dieses Romans interessant. Palahniuk bedient sich der „Oral History“ – das heißt, er lässt mehrere Nebenfiguren abwechselnd über die Hauptfigur berichten und entwickelt auf diese Weise die gesamte Handlung. Für den Leser mag diese Schreibtechnik gelegentlich anstrengend sein, da er sich oft mehrmals auf einer einziger Seite auf verschiedene Sichtweisen einlassen muss, in erster Linie sorgt sie jedoch für Rasanz und schnelle Schnitte – ähnlich wie in einem Comic oder Musik-Video.
Insgesamt ist „Das Kainsmal“ ein herrlich aberwitziger Roman, an dem all jene ihre Freude haben dürften, die einen Sinn für Originalität haben und das Wagnis nicht scheuen, einmal die gewohnten (Lese-)Pfade zu verlassen.
Chuck Palahniuk: Das Kainsmal.
Manhattan, September 2007.
352 Seiten, Taschenbuch, 14,95 Euro.
Tags: Chuck Palahniuk, Das Kainsmal, Kult
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