Mittwoch, 07.10.2015 | 09:56 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Einem Roman aus Norwegen liegt ein interessantes Konzept zugrunde. Jemand namens David, der aber im gesamten Roman nur indirekt in Erscheinung tritt, hat sein Gedächtnis verloren.
Um ihm auf die Sprünge zu helfen, sollen ihm nahe stehende Menschen Briefe schreiben, in denen sie ihm aus seinem Leben erzählen. Freund Jon, Stiefvater Arvid und Freundin Silje tun das, sodass sich das Buch in drei Teile gliedert. Die werden aber nicht nur von den Briefen selbst gebildet, sondern auch von Episoden aus der Gegenwart dieser Menschen, was die Idee verwässert. Der Leser erfährt hier hier im Grunde mehr über die drei Briefeschreiber als über den David. Im Wesentlichen geht es dabei um die homosexuelle Beziehung zwischen Jon und David, die Liebe zwischen Silje und David sowie um verschiedene zwischenmenschliche und jugendspezifische Probleme.
Was insgesamt vielversprechend beginnt, verliert mit wachsender Seitenzahl an Reiz – auch weil sich die Kapitel zu sehr ähneln. Beinahe in jeder Szene zerstreiten sich die handelnden Figuren heillos. Das nervt. Auch hätte man gern etwas über David erfahren und wie er auf die Briefe reagiert, so wie es der irreführende Klappentext vermuten lässt. Aber Fehlanzeige.
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Carl Frode Tiller: Kennen Sie diesen Mann?.
btb, August 2015.
352 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
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