Sonntag, 15.04.2012 | 19:35 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Die „Stadtgeschichten“ des homosexuellen amerikanischen Schriftstellers Armistead Maupin, geboren 1944, haben eine lange Tradition. Bereits zu Beginn der 80er-Jahre erschienen die ersten von ihnen als Fortsetzungen im San Francisco Chronicle, später als Romanreihe. Band 8, „Mary Ann im Herbst“, ist jetzt – über 30 Jahre nach dem Start dieses Zyklus‘ – in Deutschland erschienen. Kenner der Reihe treffen viele bekannte Figuren wieder: die ehemalige Fernsehmoderatorin Mary-Ann, das homosexuelle Paar Michael und Ben, den Transsexuellen Jake oder Anna, bei der sie alle früher gewohnt haben.
Doch auch wer die älteren Bücher nicht kennt, kann sich getrost an die Lektüre machen. Maupin macht es seinen Lesern leicht, die Charaktere kennen zu lernen und in die Geschichte hineinzufinden. Zunächst laufen einige Handlungsstränge parallel ab, die anscheinend nichts miteinander zu tun haben. Erst am Ende führt Maupin alles zusammen. Mary-Ann hat Krebs und muss ich die Gebärmutter entfernen lassen. Sie schlüpft bei Michael und Ben unter. Jake trifft einen jungen Mormomen, der sich stark zu ihm hingezogen fühlt, und Shawna, ebenfalls eine Figur aus früheren Bänden, versucht einer Obdachlosen zu helfen.
Was sich durchweg flüssig und kurzweilig herunterlesen lässt, ist vielleicht in einem Großteil des Buches ein wenig höhepunktarm. Die Handlung im gehobenen Homosexuellen-Milieu San Franciscos plätschert so vor sich, ohne dass man den Eindruck hat, gleich auf einen Knaller zu stoßen. Man ist sehr freundlich und fürsorglich zueinander, macht Essen, fährt in den Skiurlaub und hat ganz allgemein viel Verständnis für alles und jeden. Der Knaller kommt erst ganz am Ende mit einem mächtigen Schlussakkord, der allerdings ein klein wenig aufgesetzt wirkt. Dennoch insgesamt lesenswert.
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Armistead Maupin: Mary Ann im Herbst.
Rowohlt, März 2012.
352 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.
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23.05.2012 um 22:15 Uhr
Als alter Maupin-Fan, auch auf Deutsch: Wer hat diesen Banddenn übersetzt?
24.05.2012 um 8:43 Uhr
Michael Kellner hat ihn übersetzt.