Samstag, 07.10.2006 | 10:06 Uhr
Autor: Oliver Gassner
„Weißt du“, sagt Amit aus Indien, den ich schon letztes Jahr durch den Bembelkandidaten kennengelernt habe, „diese beiden Leute hier gehören zu einer Kategorie von Menschen, die in erster Generation ausgewandert sind und jetzt nach Indien zurückkommen um das Land kennelernen wollen.“ Und er Deutet auf Anjali Desai und Dharmesh Mistry. Anjali ist in Texas geboren und ihre Eltern waren schon in den 60er Jahren aus Indien ausgewandert. Ihr Vater hatte in den USA studiert, war Ingenieur geworden und ist schlussendlich dorthin ausgewandert, nachdem er in Indien geheiratet hatte.
Heute arbeite Anjali als Geschäftsführerin und Miteigentümerin eines indischen Verlages, der Reiseführer publiziert. Auch sie hat in den USA Marketing und Journalismus studiert. Vor einigen Jahren hatte sie als Entwicklungshelferin für indicorps gearbeitet, das versucht, in der ganzen Welt verstreuten Indern ihre Wurzeln nahezubringen und sie zu motivieren Entwicklungshilfe für ihr Mutterland zu leisten.
Sie hatte ein Jahr lang im Ghandi Ashram (manavsadhna.org) gearbeitet und hatte Leute getroffen, die feststellte, dass Information über Kultur und Geschichte für Reisende ungenügend erschlossen war und beschlossen diese Lücke aus der Sicht der Einheimischen zu füllen. Das war vor neun Monaten und die erste Buchgeburt steht in einem Monat an und das zweite Buch ist in Produktion und soll 2007 erscheinen. Das ganze Team setzt sich aus Einheimischen und NRIs zusammen, NRIs sind ’non resident Indians‘, also ‚Auslandsinder‘, auch das vierköpfige Autorenteam ist gemischt zusammengesetzt.
„Indien ist ein bisschen wie die EU: jedes Land hat eine eigene Sprache, eigene Kultur, eigenes Essen“, beschreibt Anjali – die wir seit Mittwoch jeden Abend zusammen mit Amit treffen – die indische Kultur. Und jetzt gerade mitten im Interview diskutieren der Inlandsinder und die Auslandsinderin, ob nur Politik oder auch gemeinsame Kultur Indien eint.
„Jeder von uns hat viele Facetten“, philosophiert nun Amit. „Wie haben verschieden Präferenzen zu verschieden Zeiten und so ist es auch mit den Regionen in Indien. Indien ist ganz anders als die kleineren multiethnischen Länder zum Beispiel in Afrika.“Und wie fühlt es sich an im Land der Väter ein Geschäft einzubauen. „Ich liebe es, es ist nicht so arg das aufbauen eines Geschäfts, es ist die Tatsache, dass ich in Indien bin. Indien ist für mich ein konstanter täglicher Motivationsfaktor und treibt mich jeden Tag an, diese Geschäftsidee voranzutreiben.“ Und zur Zeit plant sie keine Rückkehr in die USA und es kann sein, dass Anjali Desai in Indien bleibt. Das wird die Zukunft zeigen.
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