Sonntag, 13.05.2018 | 11:05 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Andrew Sean Greers neuer Roman „Mister Weniger“ spielt im (männlichen) Homosexuellen-Milieu. Der Titelheld, Arthur Weniger, geht auf eine Reise durch mehrere Länder auf der ganzen Welt, um der Hochzeit eines ehemaligen Liebhabers im heimischen San Francisco zu entgehen, die immer noch zu schmerzhaft für ihn ist.
Und auch wenn man als Leser nicht viel mit der Schwulenszene zu tun hat, macht es Spaß, diesen Roman zu lesen. Andrew Sean Greer, der selbst mit einem Mann verheiratet ist, hat ihn in einem locker-amüsanten und charmanten Plauderton verfasst, der das gesamte Milieu, in dem sich die Protagonisten bewegen, immer auch ironisch aufs Korn nimmt.
So fühlt sich der Titelheld nur in einem taubenblauen, extravaganten und auffälligen Anzug so richtig wohl, und als der kaputtgeht, ist das für Weniger ein solches Drama, dass er sich gleich seiner gesamten Persönlichkeit beraubt sieht.
Arthur Weniger ist ein Autor, der zu alt ist, um frisch und jung zu wirken und zu jung, um wiederentdeckt zu werden. Er hat zwar einige schriftstellerische Erfolge zu verzeichnen, an die sich Literaturinteressierte erinnern, bringt aber in der Gegenwart nichts Nennenswertes mehr zustande. Und so findet er sich – verkleidet mit Astronautenhelm – als Moderator einer Lesung mit einem darmkranken Science-Fiction-Autor wieder oder auch als Lesender mitten in der Nacht in einer Berliner Keller-Disco, in der der Schweiß der Besucher von der Decke tropft.
Das „Weniger“ im Titel ist durchaus Programm, denn unserem Helden gelingt – auch durch eigene Schusseligkeit – nicht allzu viel, auch wenn er in allen Ländern, die er besucht, auf andere schwule Männer trifft, die einem Abenteuer mit unserem Helden nicht abgeneigt scheinen.
Insgesamt ein literarischer Spaß mit einem sympathischen Helden und einem höchst überraschenden Ende.
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Andrew Sean Greer: Mister Weniger.
Fischer, März 2018.
336 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.
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