Freitag, 24.02.2012 | 09:56 Uhr
Autor: Andreas Schröter
In ihrem Debütroman „Ruhepol“ vermischt die 1981 geborene britische Autorin Amy Sackville verschiedene Themen miteinander: die Nordpol-Erfahrungen des fiktiven Forschers Edward Mackley zu Beginn des 20. Jahrhunderts, das Leben und Leid seiner zu Hause auf ihn wartenden Frau Emily und die Eheprobleme seiner Urgroßnichte Julia, aus deren Sicht der Roman geschrieben ist. Sie lebt 100 Jahre später im selben Haus wie ihre Vorfahren und hat es sich zur Aufgabe gemacht, inmitten all der Hinterlassenschaften aus den verschiedenen Generationen eine Art Familienchronik zu erstellen.
Die Vermischung misslingt. Weil sich keine Verbindungen der unterschidlichen Themen erkennen lassen, zerfällt das Buch in mehrere Teile und hat keinen irgendwie greifbaren Kern. Bei weitem am interessantesten sind die Abschnitte, die von dem Polarforscher und seinen – letztlich vergeblichen – Schwierigkeiten erzählen, mit seinem Team den Nordpol zu erreichen. Wie schon zu Anfang klar wird, scheitert der Forscher an Kälte, Hunger und Packeis und stirbt im ewigen Eis, so dass seine Frau 60 Jahre lang vergeblich auf ihn wartet, bevor sein mumifizierter Leichnam gefunden wird.
Banal dagegen wirken die allzu durchschnittlichen Eheproblemchen von Julia und ihrem Mann Simon. Er ist ein spießiger Pedant und betrügt seine Frau, sie eine etwas versponnene Träumerin. Die beiden passen weder besonders gut zusammen, noch haben sie irgendwelche Eigenschaften, die sie dem Leser interessant machen könnten. Leider jedoch nehmen die Kapitel darüber den – gefühlt – größten Teil des Romans ein.
Stilistisch wandelt „Ruhepol“ auf einem schmalen Grad zwischen „poetisch“ und kitschig. Letztlich nur bedingt empfehlenswert.
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Amy Sackville: Ruhepol.
Luchterhand, Januar 2012.
352 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
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