Sonntag, 30.11.2014 | 22:03 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Im Schweizer Manesse-Verlag, der auf Klassiker spezialisiert ist, ist erstmals auf Deutsch eine Geschichte von Alexandre Dumas, dem Älteren (1802-1870), aus dem Jahre 1860 erschienen: „Ein Liebesabenteuer“. Dumas („Die drei Musketiere“, „Der Graf von Monte Cristo“) beschreibt darin autobiografisch eine Europa-Reise wenige Jahre zuvor mit einer ungarischen Schauspielerin, die halb so alt ist wie der schon damals berühmte Schriftsteller. Die beiden haben eine platonische Beziehung, auch wenn die Erotik im Hintergrund immer mitknistert.
Eine namenlose Wienerin schließt sich den beiden an, und Dumas erzählt den beiden Frauen während der Reise eine andere ebenfalls autobiografische Begebenheit, die 20 Jahre zurückliegt. Damals hatte er auf einem Schiff während eines Sturms auf See eine Sex-Affäre mit einer Opernsängerin, während ihr Bräutigam am anderen Ende des Schiffes an Seekrankheit litt. Wie eine russische Puppe, die in einer anderen Puppe steckt, entfaltet sich diese Geschichte in der Geschichte.
„Ein Liebesabenteuer“ liest sich locker und leicht, und der Leser erfährt ganz nebenbei einiges über das Europa im 19. Jahrhundert und über das Wesen Alexandre Dumas‘. Der war offenbar eine schillernde Persönlichkeit, die den Frauen und gutem Essen zugetan war. Bescheidenheit scheint dagegen weniger zu seinen Charaktereigenschaften gehört zu haben. So prahlt er permanent mit seinem Wissen über dieses und jenes, und er genießt es sehr, wenn ihn die Menschen auf der Reise erkennen und ihm huldigen.
Das Manesse-Büchlein ist mit 108 sehr hilfreichen Anmerkungen versehen sowie mit einem interessanten Nachwort von Romain Leick.
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Alexandre Dumas: Ein Liebesabenteuer (1860).
Manesse, November 2014.
208 Seiten, gebundene Ausgabe, 19.95 Euro.
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