Montag, 05.03.2007 | 22:06 Uhr
Autor: Regula Erni
Ein Buch, das die weltweite Umweltbewegung begründete, wird nach 35 Jahren neu aufgelegt und verspricht, wieder zum Bestseller zu werden. Seine Autorin würde im kommenden Mai 100 Jahre alt werden; sie steht auf der Liste des „Time Magazine“ mit den 100 einflussreichsten Menschen des vergangenen Jahrhunderts. „Der stumme Frühling“ von Rachel Carson. Seit Februar ist es neu auf dem Markt, erschienen im Beck-Verlag.
„Der stumme Frühling“ erschien im Jahr 1962, zunächst in Amerika, ein Jahr später auf Deutsch und in vielen anderen Sprachen. Es war ein Plädoyer gegen den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft. Kein wissenschaftliches Buch, obwohl Carson als Biologin dieses Genres mächtig gewesen sein sollte. Dafür war es umso leidenschaftlicher verfasst. Vor allem gegen einen Stoff schrieb Carson an: Dichlordiphenyltrichlorethan – als solcher weitgehend unbekannt. Anders in seiner abgekürzten Form: DDT. Die drei Buchstaben stehen seither als die Chiffre schlechthin für die Vernichtung der Umwelt, für die Zerstörung der Erde und ihrer Lebewesen durch die lebensfeindliche Chemie. Zu Unrecht, wie wir heute wissen.
Der stumme Frühling – Carson meinte damals, Anhaltspunkte dafür zu haben, dass die Vogelstimmen ausblieben, weil der Gebrauch von DDT als Insektizid in der Landwirtschaft die Vögel entweder vertreibe oder ihre Fortpflanzungsfähigkeit gefährde. Angeblich würde es die Stärke der Eierschalen mindern. Beweise gibt es dafür letztlich nicht. Studien mit positiven Befunden stehen mindestens ebenso viele gegenüber mit negativen oder sogar gegenläufigen Befunden.
DDT war nicht nur Pflanzenschutzmittel. Erstmals im Jahre 1874 synthetisiert, offenbarte es 1939 seine Wirkung gegen Insektenschädlinge, vor allem gegen den Überträger der Malaria, die Anopheles-Mücke. Der Schweizer Paul Hermann Müller erhielt 1948 für diese Entdeckung den Medizinnobelpreis. Seine Entdeckung war der Auslöser für einen bemerkenswerten Etappensieg gegen die Malaria, eine der großen Geißeln der Menschheit. DDT trug dazu bei, die Krankheit in Europa und den USA nahezu komplett auszurotten. Es war ein Erfolg, der, rückwirkend betrachtet, wegen seiner Schnelligkeit sogar den Sieg über die Pocken in den Schatten stellt. Zielgerichtet eingesetzt, mäßig, aber regelmäßig auf die Zimmerwände ausgebracht, wirkt es äußerst zuverlässig. Vergleichbare Alternativen sind bis heute nicht in Sicht.
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Tags: Chemie, DDT, Frühling, Lebewesen, Malaria, Medizinnobelpreis, Umwelt, Umweltbewegung, Zerstörung
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