Samstag, 31.12.2005 | 16:10 Uhr
Autor: Christian Köllerer
Der Abschlussband der Kairotrilogie ist mit knapp 300 Seiten vergleichsweise kurz. Deshalb ist das Erzähltempo schneller, die Kapitel kürzer. Nach der epischen Breite des ersten Teils ist das ein formal wohltuender Kontrast.
Kamal ist nun in den Dreißigern und führt das Leben eines Lehrers, der sich abends mit Philosophie beschäftigt und regelmäßig Artikel für eine progressive Zeitschrift schreibt. Sowohl sein privates als auch sein intellektuelles Leben sind von Unentschiedenheit geprägt. Machfus versucht in diesem Buch erneut, die geistige Situation der Zeit einzufangen. Fouad Allam, dessen Studie „Der Islam in einer globalen Welt“ ich kürzlich las, beschreibt sie so:
Der Gegensatz zwischen dem Islam und dem Westen hat die muslimischen Gesellschaften während des 20. Jahrhunderts von innen heraus zerfressen, und er hat Ideologien und politische Theorien hervorgebracht, die dem historischen Unterlegenheitskomplex abhelfen wollen.
[S. 87]
Wie stellt der Autor diesen Konflikt da? Er läßt in der Familie austragen. Die beiden Neffen Kamals sind inzwischen junge Männer geworden. Einer wird Kommunist, der andere Muslimbruder. Diverse Diskussionen und Auseinandersetzungen sind damit vorprogammiert. Am Ende werden beide gleichzeitig verhaftet.
Die Kairo-Trilogie gehört mit zum besten, was ich seit längerer Zeit las, und Machfus ist für mich die literarische Entdeckung des letzten Jahres, und (nebenbei bemerkt) eine vorzügliche Reisevorbereitung für Ägypten.
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